Ängste überwinden: Wie Du Deine Versagensangst ein für alle Mal besiegst

Du hast trainiert und geschuftet wie ein Wahnsinniger – tausende Freistöße, Tritte oder Würfe. Dann, im entscheidenden Moment beim Wettkampf klappt einfach gar nichts. Bereits in Deiner Vorstellung fürchtest Du bei der nächsten Situation ebenfalls zu versagen. Du ärgerst Dich, bist enttäuscht, verzweifelt und beschämt.
Vor allem in Deutschland ist die Versagensangst besonders groß. Nicht nur im Sport, sondern auch in der Wirtschaft, in der Schule und sogar bereits im Kindergarten besteht bei vielen die Angst vorm Versagen – etwas falsch zu machen und damit bestraft, ausgelacht oder als Verlierer degradiert zu werden.
Die Angst vor der Angst entsteht. Seine Ängste zu überwinden wird damit mit jedem Misserfolg schwerer.
Aber sind Fehler und Scheitern wirklich schlimm? „Ja!“ sagen die meisten. „Nein!“ sagen Psychologen. Der richtige Umgang mit Misserfolgen und Versagensangst kann Dich sogar auf das nächste Leistungslevel katapultieren.
Woher die Versagensangst kommt
Ein eigenes Buch schreiben, ein Unternehmen gründen oder einfach den nächsten Ball im Dreiangel versenken. Natürlich gehört eine Menge Übung und Fleiß dazu. Doch die meisten scheitern, bevor sie überhaupt angefangen haben.
Denn wie auch der Erfolg, beginnt die Niederlage bereits im Kopf.
Wen Versagensangst bedrückt, der ist buchstäblich wie gelähmt. Anstatt aufs Tor geht der Schuss dann zur Eckfahne. Alle Mühe, alles Training und all Deine Fähigkeiten schwinden zusammen mit dem Gedanken an Dein eigentliches Ziel.
Grund für diese negativen Gedanken ist unsere, besonders in Deutschland vorherrschende, Leistungsgesellschaft, die auch vor den Kleinsten nicht Halt macht.
Wer erfolgreich ist, wird belohnt, geehrt und in höchsten Tönen gelobpreist. Wer jedoch scheitert, wird verurteilt, getadelt oder bestraft. In kaum einem anderen Land der Welt werden Misserfolge so sehr geächtet wie in Deutschland.
Warum Angst heute (meist) nicht mehr nützlich ist

Angst sichert uns seit Beginn der Menschheit das Überleben. Sie ist ein Schutzmechanismus und warnt uns vor Gefahren. Atem und Herzschlag beschleunigen sich, die Muskeln bereiten sich für Kampf oder Flucht.
Nur müssen wir beim Elfmeterschießen, bei Vorstellungsgesprächen oder Präsentationen nicht um unser Leben kämpfen wie zu Zeiten von Säbelzahntiger und Co. Gespeist von negativen Gedanken, entwickeln sich dennoch die gleichen Urängste wie damals. Sie lähmen unsere Gedanken und wir sehen nur noch das, wovor wir uns fürchten.
So erging es auch mir bei meiner ersten Teilnahme an der deutschen Meisterschaft im Pool-Billard.
Aus Angst meinen Trainer zu enttäuschen, von den Zuschauern ausgelacht und von meinem Gegner niederschmetternd besiegt zu werden, spielte ich so schlecht, dass ich wahrscheinlich selbst mit Magneten in den Löchern und metallischen Kugeln nichts getroffen hätte. Ich war besiegt von meiner Furcht.
Mein Vereinskollege hingegen (der damals wesentlich schlechter spielte als ich), besiegte meinen Gegner später. Wie konnte das sein?
Der Grund hierfür ist der individuelle Charakter von Angst. Wie mir die Furcht zu versagen Schweißperlen auf die Stirn trieb, fürchtete mein Mitstreiter das Fliegen. Auftritte vor großem Publikum und Wettbewerbe waren für ihn jedoch noch nie ein Problem.
Das wiederum bedeutet, das Angst ein Resultat unserer eigenen Bewertung ist.
Denn abgesehen von einigen Urängsten, wie die Panik vor Schlangen, entsteht Angst allein im Kopf. Dadurch wird klar, dass man Ängste auch überwinden können muss.
Die erste Stufe der Überwindung ist es, die Angst und auch Fehler wahrzunehmen und zu akzeptieren.
Die Kunst des Scheiterns
Jeder Wettbewerb, jede Prüfung, jede Aufgabe und jede Herausforderung geht immer mit dem Risiko einher zu scheitern.
Gelingen im Training 9 von 10 Elfmeter, wird Dir die Versagensangst im Spiel wahrscheinlich den einen misslungenen Elfer herauslocken.
Aber ist das Spiel dadurch wirklich verloren? Werden Dich Deine Mitspieler auf ewig dafür verfluchen?
Die Basketball-Legende Michael Jordan sagte einmal über sich selbst:
“Ich habe in meiner Karriere mehr als 9000 Würfe verfehlt und fast 300 Spiele verloren. 26 Mal wurde mir der spielentscheidende Wurf anvertraut, und ich habe nicht getroffen. Ich habe immer und immer wieder versagt in meinem Leben. Deshalb bin ich so erfolgreich.“
Das Fallen und verlieren gehört zum Leben dazu. Die Frage ist, ob Du liegenbleibst und Dich von Deinen Gedanken an diese negativen Erfahrungen selbst zukünftiger Erfolge beraubst oder ob Du aufstehst, Deine Ängste überwindest und weiterkämpfst.
Richte Deinen Blick nach vorn und nicht nach hinten. Lerne aus Deinen Fehlern und vor allem lerne Misserfolge zu akzeptieren.
“Am häufigsten sind die Menschen erfolgreich, die wissen, dass Versagen unvermeidlich ist.“
Wenn Dir das nächste Mal etwas misslingt, sage Dir deshalb: “Ich habe versagt, aber ich bin kein Versager!” Gestehe Deine Fehler ein, akzeptiere sie, aber verliere nicht Dein Vertrauen in Dich und Dein Selbstwertgefühl dabei.
Wie Du Ängste im Keim erstickst und überwindest
Ob beruflich, sportlich oder privat – mit den folgenden fünf Tipps wirst Du wieder Herr Deiner Gedanken und besiegst Deine Versagensangst.
Erkenne Deine Ängste Ängste liegen in der Zukunft. Es gibt sie nicht, sie sind also nicht real. Wie soll etwas Unwirkliches Dein hier und jetzt beeinflussen können? Lasse Dich nicht von Deiner Angst fesseln und Deiner Potentiale berauben.
Stelle Dir das schlimmste vor, das passieren könnte Gehe dabei bis in das kleinste Detail und male Dir die schrecklichsten Folgen Deines Scheiterns aus. Was werden andere darauf denken, sagen oder tun? Wahrscheinlich wirst Du merken, dass nichts davon wirklich schlimm ist. Und genau das solltest Du Dir auch mit voller Überzeugung im Anschluss selbst sagen „egal was passiert, ich werde damit fertig.“
Visualisiere Dein Ziel/Ergebnis Erfolgreiche Billardspieler gehen vor jedem Stoß gedanklich die Laufwege der Kugeln durch und stellen sie sich bildlich vor. Im Kopf wissen sie schon, wie sie eine Kugel nach der anderen lochen und der Gegner ehrfürchtig erstarrt. Pole Deine negativen Gedanken ins Positive um. Visualisiere Dein Ziel und nicht Deine Furcht.
Entspanne körperlich Nichts ist schlimmer als zitternde Finger bei der Mikado-Weltmeisterschaft. Aber auch ein durch Angst geschwächter Fuß gibt wenig Halt beim Dribbeln. Bevor das Spiel oder der Vortrag losgeht, probiere folgende wissenschaftlich erprobte Atem-Technik: Atme tief ein, halte die Luft kurz an und dann atme ruhig aus. Wiederhole diese Atemübung einige Male, bis Du innerlich wieder ruhiger wirst.
Führe ein Erfolgstagebuch Nichts motiviert mehr, als Erinnerungen an Erfolge. Erinnerungen an die Momente, wo alles geklappt hat. Wer noch keinen Trophäenschrank hat (so wie ich), kann daher eine Art Erfolgstagebuch mit Bildern, Zeitungsartikeln und Gedanken führen. Aber auch motivierende Youtube-Videos von Vorbildern können helfen, mit breiter Brust seinen Ängsten gegenüber zu treten.
Sei Dir jedoch bewusst, dass das Ängste überwinden ein (teils sehr langer) Prozess ist. Denn wie sich über die Jahre Deine Ängste entwickelt haben, so benötigt es auch seine Zeit, bis Du wieder frei und unbeschwert bist. Geduld und der feste Wille etwas zu ändern, sind daher essentiell!
Scheue Dich auch nicht fremde Hilfe zu suchen, wenn Du es alleine nicht aus dem “Loch” schaffst. Das kann ein Freund, ein Psychologe oder eine Selbsthilfegruppe sein. Was andere davon halten, muss Dir einfach egal sein. Denn es geht ausschließlich um Dich und Deine Psyche. Wer das anders sieht oder gar ins Lächerliche zieht, hat selbst ein Problem und muss sein Selbstbewusstsein dadurch aufbauen, andere nieder zu machen. Na wie erbärmlich ist das denn?
Also Kopf hoch und stehe zu Dir :-)
Ängste überwinden kann man lernen
Der Ursprung unserer Versagensängste liegt in unserer Leistungsgesellschaft, in der ein hoher Status und die große Karriere scheinbar nur mit dauerhaftem Erfolg zu erreichen sind.
Dass das aber nicht stimmt, hat auch Winston Churchill sehr trefflich festgestellt:
“Erfolg ist die Fähigkeit, von einem Misserfolg zum nächsten zu gehen, ohne seine Begeisterung zu verlieren.“
Außerdem beziehen sich unsere Ängste immer auf die Zukunft. Daher wäre es doch unsinnig, sich von ihnen die Gegenwart vermiesen zu lassen.
Stattdessen solltest Du Deine Gedanken mithilfe von Visualisierung auf Deine Ziele, auf das von Dir erwartete Ergebnis umlenken.
Wenn Du weitere Tipps hast, wie man seine Angst vor Fehlern besiegen kann, freue ich mich auf Deine Erfahrungen in den Kommentaren.