Arthrose: Ursachen, Symptome und was Du tun kannst


Von Prof. Dr. rer. medic. Alfred Rucker und Dr. med. Oliver Said nach hohen wissenschaftlichen Standards geprüft.
Wenn Deine Gelenke ihr schützende Knorpelschicht verlieren, kann dies als Arthrose bezeichnet werden. Dadurch können Symptome wie starke Schmerzen und Funktionseinschränkungen entstehen. Manche Menschen glauben, dass es sich bei der Arthrose um eine unaufhaltsame und unvermeidbare Krankheit des Alters handelt, die zwangsläufig operiert werden muss. Aber das stimmt nicht!
In diesem Artikel zeigen wir Dir die Ursachen und Symptome einer Arthrose, was Du tun kannst und warum Medikamente und Operationen häufig nicht der beste Weg sind.
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Was ist Arthrose: Eine Arthrose ist die weltweit häufigste Gelenkerkrankung, bei der zunächst der Knorpel zerstört wird, im Verlauf aber auch andere Gelenkstrukturen verändert werden.
Symptome: Klassischerweise zunächst kaum bemerkbare Gelenkschmerzen bei Belastung, im Verlauf sind aber auch starke Funktionseinschränkungen und Entzündungen möglich. Arthrose kann aber auch vollkommen symptomfrei sein.
Ursachen und Risikofaktoren: Häufig Bewegungsmangel und Übergewicht, aber auch zunehmendes Alter, Gelenkfehlstellungen, weibliches Geschlecht, genetische Faktoren, übermäßige Gelenkbelastungen, ungesunde Ernährung und verschiedene Erkrankungen.
Behandlung: Zunächst konservative Methoden, beispielsweise mit Physio- und Ergotherapie oder möglichst niedrig dosierten Medikamenten. Bei fehlgeschlagener konservativer Therapie kann auch eine Operation in Betracht gezogen werden.
Was Du tun kannst: Bewegung, ausgewogene Ernährung, Stressabbau und Wärme- oder Kälteanwendungen.
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Definition: Was ist Arthrose?
Arthrose (auch bekannt als Osteoarthrose) ist die häufigste Gelenkerkrankung weltweit.[1] In Deutschland ist knapp jeder fünfte Erwachsene von ihr betroffen – ab 65 Jahren ist es bereits jede zweite Frau und jeder dritte Mann.[1] Aber wie und wieso entsteht eine Arthrose überhaupt? Um das zu verstehen, müssen wir uns zunächst den Gelenkaufbau anschauen. Der ist im Grunde genommen überall im Körper sehr ähnlich:
In Deinen Gelenken befinden sich mindestens zwei aneinanderliegende Knochenenden, die sogenannten Gelenkflächen. Diese sind von einer dünnen Knorpelschicht bedeckt, die Stöße dämpfen und Reibungen minimieren soll, um geschmeidige Bewegungen zu ermöglichen. Zwischen den Knorpelschichten ist der sogenannte Gelenkspalt, der von Gelenkflüssigkeit umgeben ist.

Darstellung eines Gelenks: Zwei Knochen sind an den Gelenkflächen mit Knorpel (weiß) überzogen. Umgeben ist der Knorpel von Gelenkflüssigkeit (dunkelrot).
Wusstest Du: Das Ausmaß der Arthrose auf dem Röntgenbild sagt nichts über Deine Beschwerden aus.[2] So hat Studien zufolge bis zu jeder Dritte mit einer radiologisch ausgeprägten Kniegelenksarthrose überhaupt keine Schmerzen.[2]
Klassischerweise betrifft eine Arthrose zunächst den Knorpel: Dieser wird dabei dünner und unebener und kann im fortgeschrittenen Stadium sogar komplett verschwinden. Im Verlauf kommt es jedoch auch zu Veränderungen weiterer Gelenkstrukturen, wie Knochen, Muskeln und Bändern. Diese Veränderungen beeinträchtigen die Funktion des Gelenks, und es entstehen die unterschiedlichen Arthrosebeschwerden.

Knorpelschädigung bei Arthrose: Links: unbeschädigter Knorpel. Rechts: Risse im Knorpel im Sinne einer beginnenden Arthrose
Unterschied Arthrose und Arthritis: Der Begriff Arthritis beschreibt die Entzündung eines Gelenks, beispielsweise bei einer rheumatoiden Arthritis oder einer Psorias-Arthritis. Wenn von einer Arthrose gesprochen wird, stehen wiederum Veränderungen des Knorpels im Mittelpunkt.
Neueste Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass auch bei der Arthrose begleitende, sogenannte stille Entzündungsprozesse entstehen. Eine klare Abgrenzung zwischen Arthrose und Arthritis erscheint somit nicht mehr eindeutig.
Häufig von Arthrose betroffene Gelenke
Eine Arthrose kann prinzipiell in jedem Gelenk auftreten. Die häufigsten Arthroseformen haben wir hier zusammengestellt:
Arthrose im Knie (Gonarthrose)
Am häufigsten treten Arthrosebeschwerden in den Knien auf.[1] Das Knie besteht aus Gelenkflächen des Oberschenkelknochens, des Schienbeins und der Kniescheibe, und jede von ihnen kann von einer Arthrose betroffen sein. Sollte die Arthrose das gesamte Knie betreffen, wird dies als Pangonarthrose bezeichnet.
Eine mögliche Ursache ist die Fehlstellung der Knie, häufig aufgrund von X- oder O-Beinen, die das Gelenk innen (sogenannte mediale Gonarthrose) oder außen (sogenannte laterale Gonarthrose) stärker belasten.

Gonarthrose. Links: Unauffälliges Kniegelenk Rechts: Unebenheiten in den Gelenkflächen im Sinne einer beginnenden Arthrose
Arthrose in der Hüfte (Coxarthrose/Koxarthrose)
Am zweithäufigsten treten Arthrosebeschwerden in der Hüfte auf.[1] Das Hüftgelenk besteht aus zwei Gelenkflächen, nämlich der des Hüftknochens und des Oberschenkelknochens.

Coxathrose. Links: Unebenheiten des Hüftgelenks im Sinne einer Arthrose Rechts: Unauffälliges Hüftgelenk
Arthrose in der Wirbelsäule (Spondylose)
In der Wirbelsäule gibt es viele Gelenke, die von einer Arthrose betroffen sein können. Eine häufige Form ist die sogenannten Facettengelenksarthrose, auch bekannt als Spondylarthrose, die die kleinen Gelenke am hinteren Teil der Wirbel betrifft. Besonders häufig tritt sie in der Lendenwirbelsäule (LWS) auf, also dem unteren Rücken.
Ebenfalls können die Gelenkflächen der Wirbelkörper betroffen sein, also dort, wo die Bandscheiben liegen. Eine Arthrose der hinteren Anteile des Wirbelkörpers wird hierbei als Retrospondylose bezeichnet. Eine Sonderform ist die Arthrose kleiner Gelenkflächen in der Halswirbelsäule, auch bekannt als Unkovertebralarthrose.
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Arthrose in der Schulter (Omarthrose)
Das Schultergelenk setzt sich aus den Gelenkflächen des Oberarmknochens und des Schulterblatts zusammen. Diese Arthroseform ist vergleichsweise seltener und beschwerdefreier, da das Schultergelenk nicht so starke Belastungen aushalten muss wie beispielsweise das Knie- oder Hüftgelenk.[3]
Arthrose in den Händen und Fingern
An und für sich kann jeder Handknochen eine Arthrose ausbilden. Sind die Fingerendgelenke betroffen, wird dies als Heberden-Arthrose bezeichnet. Veränderungen der Fingermittelgelenke werden wiederum als Bouchard-Arthrose bezeichnet. Eine weitere häufige Form ist die Arthrose des Daumens, die sogenannte Rhizarthrose oder Daumensattelgelenksarthrose, welche starke Schmerzen im Daumengelenk verursachen kann.
Auch in den Handwurzelknochen kann sich eine Arthrose bilden. Eine häufige Form entsteht zwischen dem Kahnbein (Skaphoid), großen Vieleckbein (Trapezium) und kleinen Vieleckbein (Trapezoid) und wird als STT-Arthrose bezeichnet.
Weitere Arthroseformen
ACG-Arthrose: Eine Arthrose des Schultereckgelenks, das sich aus dem Schulterdach (Acromion) und dem Schlüsselbein (Clavicula) zusammenstellt.
ISG-Arthrose: Eine Arthrose am hinteren Übergang von Hüftknochen (Ilium) zu Kreuzbein (Sacrum), dem sogenannten Iliosakralgelenk.
Sprunggelenk-Arthrose
Arthrose im Handgelenk
Arthrose im Fuß
Arthrose im Zeh
Arthrose-Stadien
Es gibt viele verschiedene Arthrose-Klassifikationen, die in der Regel entweder die Beschwerden oder die strukturellen Veränderungen im Gelenk auswerten. Eine häufige Methode ist die Klassifizierung nach Kellgren und Lawrence. Dabei werden knöcherne Veränderungen im Röntgenbild analysiert, um den Grad der Arthrose in einer der vier Stadien einzuteilen:[4]
Stadium 1: Fragliche Gelenkspaltverschmälerung und fragliche knöcherne Anbauten am Gelenk (sogenannte Osteophyten)
Stadium 2: Definitive knöcherne Anbauten und fragliche Gelenkspaltverschmälerung
Stadium 3: Einzelne knöcherne Anbauten, definitive Gelenkspaltverschmälerung, geringe Verdichtung der Knochenenden (sogenannte Sklerose) und mögliche Deformität der Knochenenden
Stadium 4: Große knöcherne Anbauten, starke Gelenkspaltverschmälerung, ausgeprägte Verdichtung der Knochenenden und definitive Deformität der Knochenenden
Arthrose-Symptome
Die Beschwerden von Arthrose sind nicht immer eindeutig und können sich in den verschiedenen Gelenken unterschiedlich zeigen. Einige klassische Anzeichen haben wir Dir hier zusammengefasst:[5,6]
Belastungsschmerz: Die Schmerzen treten bei einer Beanspruchung des Gelenks auf, beispielsweise beim Treppensteigen.
Anlaufschmerz: Der Schmerz ist insbesondere am Anfang der Bewegung spürbar, nimmt aber später wieder ab.
Gelenksteifigkeit: Diese zeigt sich häufig vorrangig morgens.
Geringere Beweglichkeit des Gelenks
Druckschmerzhaftes Gelenk
Knirschen des Gelenks (Krepitation): Es kann bei der Bewegung des Gelenks sowohl ertastet als auch gehört werden und entsteht durch das Aneinanderreiben der unebenen Gelenkflächen.
Diese Beschwerden können mit der Zeit zunehmen: Während beispielsweise die Schmerzen im Anfangsstadium häufig kaum wahrgenommen werden, können sie im Verlauf auch belastungsunabhängig und sogar nachts auftreten.[5]
Im fortgeschrittenen Stadium kann es auch zu akuten Beschwerdeschüben kommen. Dies wird auch als aktivierte Arthrose bezeichnet und zeigt sich klassischerweise mit einer Überwärmung, Schwellung und Rötung des akut entzündeten Gelenks.[6]
Arthrose-Ursachen und -Risikofaktoren
Im Allgemeinen entsteht die Arthrose durch ein Missverhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit – wenn Dein Gelenk also mehr aushalten muss, als es tragen kann. Dabei galt die Arthrose bis vor ein paar Jahren als unheilbare Krankheit, die man eben im Alter bekommt. Stutzig wurden Forscher jedoch, als sie sahen, dass beispielsweise die Kniearthrose mittlerweile doppelt so häufig auftritt wie in der frühindustriellen Zeit.[7]
Ihre bahnbrechende Erkenntnis, die Hoffnung macht: Arthrose ist kein feststehendes Altersschicksal, sondern häufig die Folge veränderbarer Gewohnheiten. Um das zu verstehen, müssen wir uns die Funktionsweise des Gelenkknorpels genauer anschauen:
Knorpel ist ein sogenanntes bradytrophes Gewebe. Das bedeutet, dass der Knorpel nicht an den Blutkreislauf angeschlossen ist, sondern seine Nährstoffe durch Diffusion aus der umliegenden Gelenkflüssigkeit bezieht. Deswegen ist die Bewegung des Gelenks äußerst wichtig, da sich der Knorpel dabei wie ein Schwamm mit den Nährstoffen aus der Gelenkflüssigkeit vollsaugt.
Und genau hier sehen die Forscher die Ursache für die steigende Häufigkeit von Arthrose: Der moderne Mensch bewegt sich zu wenig und sitzt dafür umso mehr.[7] Dadurch wird nicht nur der Knorpel geschwächt, sondern auch die Muskeln, die das Gelenk stabilisieren sollen.[7] Dies geschieht jedoch nicht von heute auf morgen: So dauert es häufig Jahre oder Jahrzehnte, bis erste Beschwerden auftreten.
Arthrose als Verschleißerkrankung zu bezeichnen, ist also irreführend: Es ist nämlich häufig nicht die Abnutzung, sondern die fehlende Nutzung des Gelenks, die den Knorpel schwächt.
Doch nicht nur der Bewegungsmangel erhöht das Arthroserisiko. Weitere Ursachen und Risikofaktoren für Arthrose sind:
Übergewicht: Neben der erhöhten Belastung der Gelenke werden auch verschiedene metabolische oder entzündliche Einflüsse durch das überschüssige Fettgewebe vermutet.[8]
Übermäßige Gelenkbelastungen: Eine ständige Überlastung der Gelenke ist ebenfalls ein Risikofaktor für Arthrose.[8,9] So zeigen zahlreiche Studien ein erhöhtes Arthroserisiko durch gelenkbelastende Sportarten (beispielsweise Langstreckenlauf, Fußball oder Gewichtheben), als auch durch schwere körperliche Arbeit.[9,10,11]
Geschlecht: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.[8]
Gelenkfehlstellungen: Eine ungleiche Belastung im Gelenk kann eine Arthrose verursachen. So bekommen Menschen mit O-Beinen häufiger arthrotische Veränderungen der inneren, stärker belasteten Kniegelenkanteile.[8]
Genetik: Studien haben ergeben, dass ein erhöhtes Arthroserisiko ebenfalls vererbbar ist.[8]
Alter: Mit zunehmendem Alter kommt es zu vielen Veränderungen in den Gelenken, beispielsweise zu unterschiedlichen Stoffwechselanpassungen und allgemein schwächer werdenden Gelenkstrukturen. Dadurch wird das Verhältnis von Knorpelauf- und -abbau verändert, wodurch das Arthroserisiko steigt.[8]
Verletzungen des Gelenks: Beispielsweise erhöht die Verletzung des vorderen Kreuzbandes das Arthroserisiko im Knie.[8]
Ernährung: Einige Studien deuten auf einen Zusammenhang zwischen der Entstehung von Arthrose und einer nährstoffarmen Ernährung hin, beispielsweise durch einen Mangel an Vitamin C, D und K.[8]
Erkrankungen: Beispielsweise Gelenkentzündungen oder Stoffwechselerkrankungen wie Gicht.[5]
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Arthrose-Untersuchungen und Diagnose
Zunächst können in einem Arztgespräch Krankheitsgeschichte und klassische Beschwerden auf eine Arthrose hinweisen.[12,13] Hier ist eine ganzheitliche Anamnese hilfreich, um mögliche körperliche, psychologische und soziale Risikofaktoren zu ermitteln, beispielsweise der Beruf und das Freizeitverhalten.[12]
Daraufhin folgt die körperliche Untersuchung, in der Auffälligkeiten des Gelenks untersucht werden, beispielsweise Schwellungen, Rötungen oder Veränderungen der Gelenkfunktion.[12,13]
Eine Röntgenaufnahme kann daraufhin das Ausmaß der Arthrose zeigen. Weitere radiologische Untersuchungen wie CT (Computertomografie)- oder MRT (Magnetresonanztomografie)-Untersuchungen sind in der Regel nicht notwendig und sollten nur bei weiteren Fragestellungen eingesetzt werden.[12,13] Blutuntersuchungen sind grundsätzlich ebenfalls nicht notwendig, können aber zum Ausschluss einer anderen Ursache für die Beschwerden verwendet werden.[12,13]
Arthrose-Behandlung: Was hilft bei Arthrose?
Arthrose ist zurzeit leider noch nicht heilbar. Durch die Behandlung sollen vorrangig die Beschwerden gelindert und das Voranschreiten der Erkrankung verlangsamt werden. Wir haben Dir die häufigsten ärztlichen Behandlungsmethoden zusammengestellt.
Konservative Behandlung
Ein wichtiger Teil ist, dass Betroffene selbst aktiv werden sollen, um die Risikofaktoren zu minimieren. Dabei kann eine unterstützende Physiotherapie verwendet werden, um Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit Deiner Gelenke zu fördern.[12,14,15] Hier ist Wassergymnastik eine beliebte und sanfte Methode, um die Gelenke zu trainieren.[12,16] Es gibt aber auch viele weitere Trainingsarten, die Dir abhängig von Deinen Beschwerden und Fähigkeiten von Deinem Arzt oder Therapeuten empfohlen werden können.
Durchbrich den Teufelskreis: Viele Betroffene belasten ihre schmerzenden Gelenke weniger, aus Angst, dass sich die Beschwerden ansonsten noch verstärken. Das ist aber der falsche Ansatz: Denn Bewegung versorgt den Knorpel mit Nährstoffen. Eine ständige Schonhaltung kann die Beschwerden also eventuell sogar schlimmer machen. Daher ist es essenziell, dass Dich Dein Therapeut mit einer individuellen und zielorientierten Trainingstherapie unterstützt.
Ebenfalls kann eine Ergotherapie helfen, alltägliche Aufgaben besser zu bewältigen, beispielsweise mit einer ergonomischen Anpassung des Arbeitsplatzes.[6,12] Außerdem können unterschiedliche Hilfsmittel Dein Gelenk entlasten und so die Beschwerden lindern, zum Beispiel Gehstöcke bei der Knie- oder Hüftarthrose oder Greif- und Öffnungshilfen bei einer Arthrose der Hände.[6,12]
Weitere Methoden, die von einigen Experten und Leitlinien zumindest für eine kurzzeitige Beschwerdelinderung empfohlen werden, sind:[12,13,17]
Wärme- und Kälteanwendung
Massagen
Nicht abschließend wissenschaftlich erwiesene, jedoch häufig von Betroffenen und Experten empfohlene Methoden sind:[13]
Ultraschalltherapie, also die lokale Anwendung von Schallwellen
Elektrotherapie, also die lokale Anwendung von elektrischem Strom
Akupunktur
Taping
Außerdem gibt es unterschiedliche Medikamente, um die Schmerzen zu lindern.[12] Hierzu gehören insbesondere Schmerzmittel und Kortisonspritzen, die Studien zufolge zumindest einen kurzzeitig schmerzlindernden Effekt erzielen können.[12]
Schmerzlindernde Medikamente sollten jedoch nicht der Hauptteil der Therapie sein. Denn Medikamente können zwar die Schmerzen lindern, die eigentlichen Ursachen bleiben aber bestehen – und können die Arthrose weiter fortschreiten lassen. Deswegen sollten Schmerzmittel im Allgemeinen so kurz und niedrig dosiert eingenommen werden wie möglich.
Übrigens: Manche Quellen behaupten, dass die Mittel Chondroitinsulfat und Glucosamin den Knorpel effektiv schützen oder wiederaufbauen können. Obwohl einzelne Studienergebnisse tatsächlich auf eine Wirkung hinweisen, konnten wiederum andere Studien keinen Effekt feststellen. Deswegen besteht derzeit keine Leitlinienempfehlung für diese Mittel.[6,12]
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Operative Arthrose-Behandlung
Ein häufiger letzter Schritt ist die operative Versorgung. Dabei soll das Gelenk entweder wiederhergestellt oder komplett ersetzt werden. Eine Operation sollte jedoch erst erwogen werden, wenn Du die konservativen Methoden voll ausgeschöpft hast.
Bei einer gelenkersetzenden Operation wird die Gelenkfläche nämlich unumkehrbar entnommen – eine Beschwerdelinderung ist jedoch nicht garantiert. So verbleiben beispielsweise auch nach einer Kniegelenksprothese die Beschwerden in 15 bis 20 Prozent der Fälle.[12]
Wusstest Du: Knapp 200.000 Knieprothesen und 250.000 Hüftprothesen werden jährlich in Deutschland eingesetzt.[18,19]
Die Gelenkspiegelung (Arthroskopie) zur Wiederherstellung der Gelenkflächen sollte laut Leitlinienempfehlungen tatsächlich gar nicht mehr verwendet werden, da mehrere Studien gezeigt haben, dass sie keinen Nutzen hat.[6,12,20]
5 Tipps und Hausmittel gegen Arthrose-Schmerzen
Die folgenden Tipps und Hausmittel sollen Dir helfen, Deine Beschwerden selbst in den Griff zu bekommen. Aber beachte: Wie auch die Arthrose über Jahre oder Jahrzehnte entstanden ist, so kann es eine Weile dauern, bis Deine Beschwerden gelindert werden. Gib Dir also Zeit, sei geduldig und ganz wichtig: Bleib am Ball!
Die folgenden Tipps und Hausmittel sollen Dir helfen, Deine Arthrose-Beschwerden selbst zu behandeln. Trotzdem solltest Du immer einen Arzt aufsuchen, um eine auf Dein Krankheitsbild zugeschnittene Therapie zu erhalten.
Bewege Dich mehr
Bewegungsmangel ist eine der Hauptursachen für Arthrose. Schließlich benötigt der Knorpel Bewegung, um die Nährstoffe aus der Gelenkflüssigkeit zu ziehen. Das Problem: Wenn die Gelenke schmerzen, bewegen sich viele Menschen weniger, um das Gelenk zu schonen. Das führt nicht nur dazu, dass der Knorpel noch schlechter versorgt wird, es begünstigt auch noch die Entstehung eines weiteren Risikofaktors, nämlich Übergewicht.
Auf der anderen Seite ist aber auch die Überlastung des Gelenks ein Risikofaktor für die Arthrose – Du solltest also weder täglich Marathons laufen noch den ganzen Tag auf der Couch sitzen. Hervorragend geeignet sind gelenkschonende Sportarten, beispielsweise Tai Chi, Wassergymnastik, Schwimmen und Fahrradfahren.[12]
Beachte: Während akuter Gelenkschmerzen und Schwellungen solltest Du für mindestens 12 bis 24 Stunden keinen Sport machen.[12]
Außerdem solltest Du im Alltag auf ausreichend Bewegung achten. Hier sind ein paar Tipps, um Dich täglich mehr zu bewegen.
Vermeide Aufzüge und Rolltreppen und nimm lieber die Treppe.
Lass Dein Auto häufiger stehen und geh stattdessen zu Fuß oder fahr mit dem Fahrrad.
Steige eine Bushaltestelle früher aus, und laufe den Rest der Strecke.
Trainiere Dir tägliche Bewegungsgewohnheiten an, zum Beispiel ein täglicher Spaziergang.
Parke Dein Auto nicht direkt vor dem Ziel, damit Du den Rest des Weges laufen kannst.
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Bewege Dich mehr auf der Arbeit
Im Zeitalter der Digitalisierung kommen die meisten um das Sitzen bei der Arbeit kaum herum. Und das ist im Allgemeinen gar nicht schlimm, solange Du Dich zwischendurch ausreichend bewegst. Ergonomie-Experten empfehlen daher die 40-15-5 Regel. Pro Stunde sitzt Du also 40 Minuten dynamisch, 15 Minuten arbeitest Du im Stehen und 5 Minuten gehst Du aktiv umher.
Dynamisches Sitzen meint hierbei, einfach so oft wie möglich die Sitzposition zu wechseln. Ganz nach dem Motto “Die beste Sitzposition ist die nächste”, solltest Du Dich also zwischen dem aufrechten Sitzen auch mal etwas nach vorne- oder zurücklehnen, um so auch auf Deinem Schreibtischstuhl in Bewegung zu bleiben.
Hier noch ein paar Tipps, wie Du mehr Bewegung in Deinen Arbeitsalltag einbringen kannst:
Gehe zu Deinem Kollegen, statt ihn anzurufen.
Behalte nur die Dinge am Arbeitsplatz, die Du regelmäßig brauchst. Alles andere kann auch weiter entfernt sein, damit Du hin und wieder aufstehen musst.
Nutze Deine Mittagspause für einen kleinen Spaziergang.
Mach kleine Bewegungspausen bei der Arbeit. Dafür haben wir dieses kurze Schreibtisch-Workout von unserem YouTube-Kanal für Dich:
Wusstest Du: Laut einer Umfrage der Deutschen Krankenversicherung (DKV) sitzen die Deutschen durchschnittlich 8,5 Stunden pro Tag.[21]
Stressabbau
Es ist erwiesen, dass die mentale Gesundheit einen Einfluss auf die Arthrosebeschwerden hat.[22] Und psychische Belastungen sind leider allgegenwärtig: Laut einer Umfrage der Techniker-Krankenkasse litt mehr als ein Viertel der Deutschen im Jahr 2021 häufig unter Stress. Besonders oft wurden Beruf, Schule und Studium als Stressursache angegeben.[23]
Die gute Nachricht: Es gibt es viele verschiedene Methoden zur Stressbewältigung. Beispielsweise können sowohl Yogaübungen als auch regelmäßige Meditationen nachweislich Stress abbauen.[24,25] Vielleicht suchst Du Dir aber auch ein entspannendes Hobby wie Fotografieren oder Puzzeln. Oder Du lässt Dir nach einem anstrengenden Tag ein heißes Bad ein und entspannst zu Deinem Lieblingssong.
Du kannst Dich auch im Spa verwöhnen lassen: Zur Beschwerdelinderung wird von den Leitlinien die Balneotherapie empfohlen, also die Verwendung natürlicher Heilquellen.[13]
Ganz egal, wofür Du Dich entscheidest, Du solltest Dir eines merken: Du allein kannst Deinen Stress reduzieren – denn dieser entsteht nur in Deinem Kopf.
Weitere Entspannungstechniken findest Du in unserem Artikel über Entspannungsübungen oder der Infografik mit 14 Stressmanagement-Tipps.
Ernährung bei Arthrose
Es gibt zwei gute Gründe, warum Du bei einer Arthrose auf Deine Ernährung achten solltest. Erstens kannst Du mit einer ausgewogenen, kalorienarmen Ernährung ein gesundes Gewicht halten. Übergewicht ist nämlich nicht nur eine zusätzliche Belastung für die Gelenke, sondern befeuert auch durch unterschiedliche metabolische und entzündliche Faktoren das Fortschreiten der Arthrose.
Es gibt aber auch Hinweise darauf, dass manche Nahrungsmittel einen direkten Einfluss auf die Arthrose haben. So können Nahrungsmittel nämlich entweder die Entzündung in den Gelenken verstärken oder lindern. Dabei spielen ungesättigte Fettsäuren eine große Rolle: Während nämlich Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmend wirken, können Omega-6-Fettsäuren die entzündlichen Prozesse im Gelenk sogar verschlimmern.[26]
Experten zufolge solltest Du deswegen den Konsum von Fleisch und anderer tierischer Produkte sowie Zucker verringern. Pflanzenöle wie Oliven- oder Rapsöl sowie Gemüse und Fisch wie Lachs oder Thunfisch sollten dagegen häufiger auf Deinem Teller landen.[26] Außerdem ist es wichtig, Deinen täglichen Kalziumbedarf zu decken, um Deine Knochen zu stärken, beispielsweise mit Milchprodukten. Dieser beträgt bei Erwachsenen durchschnittlich 1 Milligramm.[27]
Wärme und Kälte
Sowohl Wärme als auch Kälte kann die Gelenkschmerzen lindern – solange Du weißt, wie Du sie einsetzt.
Kälte ist besonders bei akut geschwollenen Gelenken wirksam, um die Entzündung zu lindern. Dafür kannst Du Dir ein Kühlpack, eine Packung gefrorener Erbsen oder Ähnliches in ein Tuch einwickeln und für maximal 20 Minuten auf das schmerzhafte Gelenk legen.
Wärme kann wiederum helfen, wenn das Gelenk weder entzündet noch geschwollen ist. Im Vergleich zur Kälteanwendung solltest Du die Wärmequelle jedoch nicht direkt auf dem Gelenk platzieren, sondern lieber auf den ober- oder unterhalb gelegenen Muskel. Dadurch werden zum einen die Muskeln entspannt und dadurch das Gelenk entlastet, und zum anderen werden die Blutgefäße erweitert, wodurch mehr Nährstoffe ins Gelenk gelangen.
Auch hier gibt es zahlreiche Varianten zur Wärmeanwendung: Beispielsweise sind Wärmflaschen, Wärmepflaster und Heizkissen äußerst beliebt bei Betroffenen. Wenn Du etwas mehr Zeit hast, kannst Du aber auch ein warmes, entspannendes Bad nehmen.
Arthrose-Vorbeugung
Ein großer Teil der Vorbeugung besteht darin, die veränderbaren Arthrose-Risikofaktoren zu vermeiden. Ein wichtiger Faktor ist genügend Bewegung, da Du den Gelenkknorpel so mit den notwendigen Nährstoffen versorgst und gleichzeitig Übergewicht vermeidest. Dabei bieten sich insbesondere gelenkschonende Sportarten an, beispielsweise Schwimmen oder Radfahren.
Außerdem solltest Du auf eine gesunde Ernährung achten, um Dein Gewicht und damit die Belastung auf Deine Gelenke zu reduzieren. Ebenfalls sollten mögliche Fehlstellungen wie X- oder O-Beine angemessen therapiert werden, um eine ungleiche Belastung im Gelenk zu vermeiden.
Fazit
Arthrose ist weder ein unaufhaltsames Altersschicksal noch musst Du für immer mit aufgetretenen Beschwerden leben. Diese eine Wunderwaffe gegen Arthrose, um Deine Schmerzen von einem Tag auf den nächsten komplett zu beseitigen, gibt es nicht.
Dennoch kannst Du durch einige Anpassungen Deines Lebensstils, hauptsächlich mit ausreichend Bewegung und einer gesunden Ernährung, die Beschwerden häufig langfristig lindern oder sie sogar vollkommen vermeiden. Erst, wenn konservativen Methoden versagt haben, kann eine Operation in Betracht gezogen werden.
Also werde aktiv und unternimm etwas – Du kannst mehr erreichen, als Du vielleicht denkst.
Welche Methoden haben Dir geholfen, um Deine Schmerzen zu lindern? Lass es uns in den Kommentaren weiter unten wissen!
Bildcredits: Pixinooo/Depositphotos.com, megija/Depositphotos.com, Artemida-psy/Depositphotos.com, blueringmedia/Depositphotos.com
BONUS: Kostenloses 7 Tage Anti-Schmerz Programm für einen gesunden Rücken & Nacken
[1] Robert Koch-Institut. 12-Monats-Prävalenz von Arthrose in Deutschland. URL: https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/FactSheets/JoHM_03_2017_Praevalenz_Arthrose.pdf?__blob=publicationFile. Letzter Abruf: 12.12.22
[3] Wülker N. Omarthrose [Omarthrosis]. Orthopade. 2000 Oct;29(10):909-16. German. PMID: 11142910.
[5] Breusch S, Clarius M, Mau H, Sabo D. Klinikleitfaden Orthopädie Unfallchirurgie 9. Auflage. Elsevier. 2019.
[12] Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU). S2k-Leitlinie Gonarthrose. AWMF. URL: https://register.awmf.org/assets/guidelines/033-004l_S2k_Gonarthrose_2018-01_1-verlaengert_01.pdf. Letzter Abruf: 12.12.22
[13] Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC). S2k-Leitlinie Koxarthrose. AWMF. URL: https://register.awmf.org/assets/guidelines/033-001l_S2k_Koxarthrose_2019-07_1_01.pdf. Letzter Abruf: 12.12.22
[18] Statista. Anzahl der Implantationen künstlicher Kniegelenke in deutschen Krankenhäusern nach Altersgruppe im Jahr 2019. URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/785126/umfrage/implantationen-kuenstlicher-kniegelenke-in-deutschen-krankenhaeusern-nach-alter. Letzter Abruf: 12.12.22
[19] Statista. Anzahl der Implantationen künstlicher Hüftgelenke in deutschen Krankenhäusern nach Altersgruppe im Jahr 2019. URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/785143/umfrage/implantationen-kuenstlicher-hueftgelenke-in-deutschen-krankenhaeusern-nach-alter/. Letzter Abruf: 12.12.22
[21] Froböse I, Wallmann-Sperlich B. Der DKV-Report 2021 Wie gesund lebt Deutschland. URL: https://www.ergo.com/de/Newsroom/Reports-Studien/DKV-Report. Letzter Abruf: 12.12.22
[23] Die Techniker. Entspann dich, Deutschland! TK-Stressstudie 2021. URL: https://www.tk.de/resource/blob/2116464/9ff316aaf08870ed54aa8a664502ac67/2021-stressstudie-data.pdf. Letzter Abruf: 12.12.22
[27] Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE). Ausgewählte Fragen und Antworten zu Calcium. URL: https://www.dge.de/wissenschaft/faqs/calcium/. Letzter Abruf: 12.12.22