Bewegungstherapie bei chronischen Rückenschmerzen: So wirksam ist sie!

Die Bewegungstherapie bei Rückenschmerzen kann Dir helfen, trotz Schmerzen schrittweise in den Alltag zurückzukehren. Aktuellen Forschungen zufolge ist eine Bewegungstherapie besonders bei chronischen Rückenschmerzen sinnvoll.[1]
Leidest auch Du seit längerer Zeit unter Rückenschmerzen und möchtest endlich wieder ohne Schmerzen an Alltagsaktivitäten teilhaben können?
Dann lies jetzt weiter und erfahre mehr über die Bewegungstherapie bei chronischen Rückenschmerzen!
Was ist Bewegungstherapie? Kurz und einfach erklärt!
Die Bewegungstherapie umfasst alle Verfahren der medizinischen Rehabilitation, bei der Bewegung als Behandlung eingesetzt wird. Mit ihrer Hilfe kannst Du vielfältige gesundheitliche Beschwerden bekämpfen und ihnen vorbeugen. So hilft sie nicht nur gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Diabetes, sondern auch bei Rückenschmerzen.
„Mangelnde Aktivität zerstört den guten Gesundheitszustand jedes Menschen, während Bewegung und methodische, körperliche Betätigung diesen aufrechterhält.“
Ziel der Bewegungstherapie ist es, Betroffene nach einer Erkrankung wieder zu einem aktiven Lebensstil hinzuführen. Dabei steht vor allem die Rückkehr in den Alltag im Vordergrund. Das ist so wichtig, weil sich viele Betroffene aus Angst vor einer Verschlimmerung der Schmerzen schonen. Doch genau dieses Schonverhalten verstärkt die Beschwerden.
Die Bewegungstherapie wird ärztlich verordnet und findet auch unter Kontrolle einer fachtherapeutischen Person statt. Diese erstellt einen Plan, der genau auf Deine Beschwerden abgestimmt ist.
Durch moderates und regelmäßiges Training wirst Du lernen, Deine Angst vor Schmerzen bei Alltags-Aktivitäten loszuwerden. Du verbesserst Deine Körperwahrnehmung und baust wieder eine gesunde Beziehung zu Deinem Körper auf. Die Bewegungstherapie kann auch stimmungsaufhellend wirken und psychische Belastungen reduzieren.[2]
Wie kann Bewegungstherapie bei Rückenschmerzen helfen?
Hast Du akute Rückenschmerzen, hilft meistens bereits allgemein mehr Bewegung. Bei chronisch Rückenschmerz-Erkrankten ist das allerdings anders. Hier spielen psychische Faktoren auch eine wichtige Rolle bei der Chronifizierung (zum Beispiel die Entstehung eines Schmerzgedächtnisses, Angst, Stress, Vermeidungsverhalten).
Aus diesem Grund kommt bei chronischen Rückenschmerzen regulär eine verhaltensbezogene Bewegungstherapie zum Einsatz.[3] Als “chronisch” werden Rückenschmerzen bezeichnet, wenn sie bereits länger als zwölf Wochen anhalten.[4]
Der Fokus bei einer Bewegungstherapie gegen Rückenschmerzen liegt jedoch nicht alleinig auf der Kräftigung der Rückenmuskulatur. Viel wichtiger ist die Wiedergewöhnung an Bewegung und ein allgemeines Krafttraining. Denn nur durch eine aktive Lebensstil-Umstellung und regelmäßige Bewegung können nachhaltig Erfolge erzielt werden.
Schauen wir uns zunächst häufige Ursachen von Rückenschmerzen an.
85 bis 90 Prozent der Rückenschmerzen sind unspezifisch. Das heißt, es gibt keine eindeutige Ursache für die Beschwerden. Unspezifische Rückenschmerzen resultieren oftmals aus:[5]
Einseitige Belastungen, Fehl- oder Überbelastungen
Eine schlechte Körperhaltung
Diese Faktoren führen wiederum zu:
Einer verhärteten Muskulatur und verklebten Faszien
Muskel- und Knochenabbau
Genau hier setzt die Bewegungstherapie bei chronischen Rückenschmerzen an. Sie hilft Dir…
Handlungs-Kompetenzen im Umgang mit Rückenschmerzen zu entwickeln
Deine Angst vor Bewegung zu überwinden und zurück in den Alltag zu kehren
beim Wiederaufbau und der Aktivierung geschwächter Muskulatur. Ein starkes Muskelkorsett stabilisiert Deine Wirbelsäule, Gelenke und Bandscheiben
Deine Körperhaltung- und wahrnehmung nachhaltig zu verbessern
bei der Dehnung, Lockerung und Rückkehr zur Flexibilität verkürzter Muskulatur, Gelenke, Faszien, Sehnen und Gelenkkapseln
die Koordination Deiner Muskelkraft zu verbessern
Deine physische und psychische Belastbarkeit zu steigern
Deine Beweglichkeit zu steigern und Bewegungsabläufe zu harmonisieren
die Durchblutung zu fördern, sodass der Selbstheilungsprozess aktiviert wird
Dein Selbstvertrauen zu stärken und aktiv für Deine Gesundheit zu werden[6][7]
Ein Cochrane Review von Osteo et al. (2011) zeigte außerdem, dass eine Bewegungstherapie, die vier bis sechs Wochen nach einer Bandscheiben-Operation beginnt, schneller zur Rehabilitation führt als keine Behandlung. Schmerzen können effektiver gelindert werden und Betroffene zügiger in den Alltag zurückkehren.[7]
Des Weiteren wird in einer wissenschaftlichen Arbeit des “Hauptverband der österreichischen Sozialverischerungsträger” erwähnt, dass bei chronischen Kreuzschmerzen keine andere angewandte Therapie so effektiv ist wie die Bewegungstherapie.[8]
Auch die Nationale Versorgungsleitlinie empfiehlt bei chronischen, unspezifischen Rückenschmerzen eine Bewegungstherapie in Kombination mit edukativen Maßnahmen.[9]
Bewegungstherapie vs. Schonung: Aktuelle Studien und erstaunliche Zahlen
Schonst Du Dich im Alltag aus Angst vor einer Verschlechterung der Rückenschmerzen? Mit dieser Sorge bist Du nicht alleine.
Heidelberger Wissenschaftler befragten 630 Rückenschmerz-Patienten, welche Maßnahme sie gegen Rückenschmerzen als am wirksamsten empfanden. 80 Prozent der Betroffenen empfanden Ruhe oder Bettruhe vorerst als wirksamste Maßnahme gegen Rückenschmerzen.[10]
Nach sechs Monaten wurden die Probanden erneut befragt.
Das ernüchternde Ergebnis:
Bei 66 Prozent der Rückenschmerz-Befragten mit akuten Beschwerden verschlimmerten sich die Schmerzen durch die Schonung. Die Hälfte der chronischen Rückenschmerz-Patienten gaben an, dass keine Verbesserung der Beschwerden eingetreten sei. Bei 13 Prozent der chronisch Erkrankten verstärkten sich die Schmerzen durch die Ruhe.[10]
Ein weiterer schädlicher Effekt von Bettruhe: Pro Tag gehen etwa zwei bis fünf Prozent der Körperkraft verloren. Außerdem werden körpereigene Prozesse mit heilendem Einfluss auf Rückenschmerzen (zum Beispiel der Nährstofftransport zur Wirbelsäule) sogar teilweise komplett eingestellt oder laufen zumindest langsamer ab.[10]
Die gute Nachricht: Eine Bewegungstherapie hilft hingegen, Deine Rückenschmerzen nachhaltig und schneller loszuwerden. Im Umkehrschluss beugt Bewegung und Sport auch unspezifischen Rückenschmerzen vor.
Das beweist auch das norwegische “Centre for the Health Services”. Dieses wertete zehn randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 1.923 Rückenschmerz-Betroffenen aus. Im Vordergrund stand die Frage, ob physische Aktivität bei Rückenschmerzen einen höheren Nutzen bringt als Bettruhe. Aktive Patienten hatten demnach nach drei Monaten weniger Schmerzen als diejenigen, die sich schonten. Darüber hinaus konnten sie sich wieder mit weniger Einschränkungen bewegen.[10]
Darum solltest Du bei Rückenschmerzen auf keinen Fall zu lange ruhen[11]:
Allmählicher Muskelabbau und Verlust der Stabilität.
Zunehmende Unbeweglichkeit und Gelenk-Steifigkeit. Die Gelenkkapseln der Wirbelgelenke schrumpfen.
Erhöhtes Osteoporose-Risiko. Die Wirbelkörper (tragenden Elemente Deines Rückens) werden porös.
Erschlaffung der Bänder, was zur Instabilität im Bewegungssegment zwischen zwei Wirbelkörpern führt.
Unzureichende Nährstoffversorgung der Bandscheiben. Diese brauchen Bewegung für die optimale Versorgung.
Abnahme der Leistungsfähigkeit und Motivationsverlust.
Selbstzweifel und Verlust des Glaubens an sich selbst, die Schmerzen eigenständig loswerden zu können.
Bei starken Schmerzen ist es zwar in Ordnung, Dich für ein bis zwei Tage zu schonen. Kehre jedoch nach Möglichkeit so bald wie möglich wieder in die Bewegung zurück. Dafür musst Du nicht an einem Tag von Null auf Hundert gehen. Wichtiger ist, dass Du konstant dran bleibst und Deinem Körper so viel Zeit gibst, wie er benötigt.
Falls Dein Rücken bei jeder Bewegung stark schmerzt, kannst Du Dir auch von einer ärztlichen Fachperson erst mal Medikamente zur Schmerzlinderung verschreiben lassen. Diese können Dir helfen, trotz Schmerzen wieder physisch aktiv zu werden.
Wie kannst Du Dir eine passende Bewegungstherapie verschreiben lassen?
Du ziehst nun die Bewegungstherapie in Betracht. Die Frage ist jetzt: Wie geht es weiter und was ist der erste Schritt?
Gehe zunächst mit Deinen Rückenschmerzen zum Arzt und lasse einen Check-Up durchführen.[2]
Dieser wird Deine Leistungsfähigkeit beurteilen und Dir sagen können, welche Art der Bewegungstherapie am besten für Dich geeignet ist. Auf Deine Krankengeschichte bezogen erfährst Du auch mehr über Risikofaktoren und Nebenwirkungen der Bewegungstherapie.
Darüber hinaus wird die Dosierung und Intensität der Bewegungstherapie festgelegt. Im Jahr 2016 lagen die bewegungstherapeutischen Leistungen für eine medizinische Rehabilitation im Durchschnitt bei 12,1 Stunden die Woche.[12]
Auf Basis der Verordnung des Arztes und erneutem Check-Up durch den Fachtherapeuten erstellt dieser einen individuellen Trainingsplan für Dich. Die Bewegungstherapie kann entweder als Einzeltherapie oder in einer Gruppe erfolgen.
Als allgemeine Richtlinie für Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren empfiehlt die Weltgesundheits-Organisation (WHO) pro Woche mindestens 150 Minuten moderate Bewegung (also Bewegung mäßiger Intensität) oder 75 Minuten intensive Bewegung (zum Beispiel Ausdauersport).[13]
Gesetzliche und private Krankenkassen erstatten regulär die Kosten einer Bewegungstherapie zum Zweck der Rehabilitation. Möchtest Du einer Bewegungstherapie lediglich zur Vorbeugung nachgehen, gibt es bei einigen Krankenkassen einen Zuschuss. Die Höhe der Förderung hängt von der Krankenkasse ab.
Allerdings haben Krankenkassen zumindest die Möglichkeit zur finanziellen Förderung verschiedener Maßnahmen in der Primärprävention. Das ist im GKV-Gesundheitsreformgesetzes § 20 Abs. 1 bis 3 SGB V vorgeschrieben.[14]
Diese verschiedenen Formen der Bewegungstherapie helfen bei Rückenschmerzen
Es gibt verschiedene Arten der Bewegungstherapie bei Rückenschmerzen, die jedoch sehr ähnliche Wirkungsweisen haben. Einige Varianten wirken allerdings spezieller. Welche Therapieform bei Deinen Beschwerden die Beste ist, entscheidet eine ärztliche Fachperson – auch abhängig davon, welchen Effekt die jeweiligen Therapien auf Dich haben.[15]
Mit einem verhaltens-therapeutischen Ansatz verspricht die Bewegungstherapie die beste Wirkung.
Einige Therapieformen überschneiden sich. So beinhaltet beispielsweise die Physiotherapie auch andere hier genannten Therapie-Möglichkeiten.
Nachfolgend findest Du gängige Bewegungstherapie-Formen bei chronischen Rückenschmerzen. Da es jedoch so viele verschiedene Arten der Bewegungstherapie gibt, sind hier nur die geläufigsten aufgezählt – und auch nur jene, die unter fachärztlicher Betreuung stattfinden.
Beachte: Die Therapien eignen sich teilweise auch für Nicht-Rückenschmerz-Patienten. Für wen die Therapie geeignet ist und was für Hauptziele es gibt, ist in der nachführenden Auflistung speziell auf Rückenschmerz-Betroffene bezogen.
Physiotherapie
Die Physiotherapie besteht aus zwei Kernbereichen: Der Krankengymnastik und der physikalischen Therapie. Sie kann außerdem weitere Methoden umfassen (zum Beispiel manuelle Therapie, Sport-Physiotherapie, K Brügger-Therapie, funktionelle Bewegungslehre nach Klein-Vogelbach, Krankengymnastik nach Vojta oder Scroth, Physiotherapie am Gerät). Welche Methoden angewandt werden, hängt von Deinem Therapeuten ab.
Für wen ist die Physiotherapie geeignet?
Für Patienten mit Fehlhaltungen, Bewegungseinschränkungen, muskulären Dysbalancen, Bandscheibenvorfällen, Rückenoperationen, bewegungsabhängigen Rückenschmerzen, Muskelverhärtungen, Ischiasschmerzen und zur Nachbehandlung von Unfällen.[16]
Allgemeine Hauptziele der Physiotherapie
Beseitigung von Haltungsfehlern
Förderung der Mobilitäts-, Koordinations-, Gleichgewichts- und Gangsicherheit
Verbesserung der Muskel- und Gelenkfunktionen
Beseitigung von Muskelschwächen und Kraftaufbau
Schmerzlinderung und Steigerung der Eigenaktivität
Bei der Physiotherapie gibt es einen aktiven und passiven Übungsteil. Der aktive Teil besteht aus Bewegungs- und Halteübungen, die Du durch Muskelkraft unter Kontrolle eigenständig ausführst. Diese dienen der gezielten Kräftigung Deine Muskulatur und der Harmonisierung Deiner Bewegungen.

Beim passiven Teil führt der Therapeut die Bewegung der Gelenke aus oder unterstützt sie, ohne dass Du dabei Muskelkraft anwendest (Behandlungsmethode aus der manuellen Therapie). Dadurch soll die Beweglichkeit verbessert und die Muskeln bzw. verhärtetes Bindegewebe gelockert werden. Versteifungen werden gelöst.[16]
Wichtig ist, dass die Du die Übungen auch Zuhause ausführst. Dadurch wird der Heilungsvorgang beschleunigt.
Rückenschule
Für wen ist die Rückenschule geeignet?
Allgemein für Rückenschmerz-Betroffene oder solche, die Rückenschmerzen vorbeugen möchten. Auch bei einem Bandscheibenvorfall und chronischen Rückenschmerzen ist die Rückenschule sehr empfehlenswert.[17]
Hauptziele der Rückenschule:
Wissensvermittlung über Deine Wirbelsäule (Aufbau, Funktionen, Schmerzentstehung- und bekämpfung etc.)
Lehre über rückenfreundliches und ergonomisches Verhalten im Alltag (zum Beispiel wie Du dynamisch sitzt, gesund gehst, rückenfreundlich hebst etc.)
Aufbau der Muskulatur Deines Bewegungsapparates
Förderung von Beweglichkeit und Fitness. Teilnehmende Personen sollen wieder Spaß an der Bewegung finden
Kurse zur Stressbewältigung, da Rückenschmerzen eng mit der Psyche verknüpft sind
Verbesserung der eigenen Körperwahrnehmung und Wiederlernen eines positiven Umgangs mit Deinem Körper
Ergonomische Gestaltung Deiner Umgebung
Ein Kurs kostet zwischen 40 und 120 Euro pro Person. Gesetzliche Krankenkassen bezuschussen qualifizierte Rückenschulen einmal jährlich mit etwa 80 Prozent. Normalerweise sind es insgesamt acht bis zwölf Sitzungen, die jeweils 60 bis 90 Minuten andauern. Meistens finden die Kurse in einer Gruppe mit maximal 15 Teilnehmern statt.[17]
Manuelle Therapie
Für wen ist die manuelle Therapie geeignet?
Für Personen mit Funktionsstörungen des Bewegungsapparates, Bewegungseinschränkungen, Gelenkblockierungen, zur Nachbehandlung von entzündeten Gelenken, Instabilitäten oder bei Arthrose.
Bei schwerem Grad des Morbus Scheuermanns oder rheumatischen Erkrankungen, schweren traumatischen Folgezuständen, angeborenen Fehlstellungen, ausgeprägten degenerativen Veränderungen, akut-entzündeten Gelenken, Thrombose oder schwerer Osteoporose darf die manuellen Therapie nicht zum Einsatz kommen.[18]
Hauptziele der manuellen Therapie
Verbesserung der Wirbelsäulen-Beweglichkeit
Auffindung der Funktionsstörungen des Bewegungsapparates
Schmerzlinderung
Auflösen von Blockaden und Entspannung des Muskelgewebes
Dehnung verkürzter Muskeln, Faszien und Sehnen
Wie genau funktioniert die Behandlung?
Vor der Behandlung untersucht die therapeutische Fachperson die Stabilität und Beweglichkeit Deiner Gelenke. Außerdem untersucht sie die Kraft der gelenkumgebenden Muskulatur. Nach Befund erhältst Du einen individuellen Behandlungsplan.
Durch Dehnung und Druck sollen gezielt Blockaden im Rücken gelöst werden. Bei der manuellen Therapie arbeitet die therapeutische Fachperson mit Mobilisation und Manipulation. Hier spielen die Handgriffe und Mobilisationstechniken des Therapeuten eine wichtige Rolle.
Mobilisation: Der Therapeut bewegt Gelenke und Muskeln wiederholt mit geringer Geschwindigkeit. Die Bewegungen sind rhythmisch und finden innerhalb der Grenzen des möglichen Bewegungsraumes statt. Das Ziel ist es, den Bewegungsspielraum zu erweitern. Die Bewegungsgeschwindigkeit kann schrittweise erhöht werden.
Manipulation: Hier führt der Therapeut kleine und schnelle Bewegungen mit dem betroffenen Körperteil aus (Reflextherapie), um dessen Funktionsfähigkeit wiederherzustellen.
Die manuelle Therapie kann bei professioneller Durchführung sehr wirksam sein. Dennoch birgt die Behandlungsmethode Risiken, da Patienten teilweise keine Kontrolle über die ausgeführten Bewegungen haben (passive Ausführung durch den Therapeuten). Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko einer Verschlimmerung der Beschwerden, wenn die Bewegungen nicht richtig ausgeführt werden.
Wassergymnastik im Bewegungsbad
Bei der Bewegungstherapie im Bad trainieren Betroffene gegen die physikalischen Gesetze des Wassers. Da Wasser einen größeren Reibungswiderstand als Luft hat, werden Bewegungen automatisch langsam und schonend ausgeführt. Sie erfordern außerdem einen höheren Energieeinsatz.
Ist das Wasser temperiert (regulär zwischen 33 und 36 Grad), hat das gleichzeitig einen wohltuenden Effekt für Muskeln und Gelenke.
Für wen ist die Bewegungstherapie im Wasser geeignet?
Wassergymnastik ist besonders gelenk- und rückenschonend. Sie ist besonders für Personen mit Einschränkungen des Bewegungsapparates, degenerativen Veränderungen der Bewegungsorgane, Osteoporose, Arthrose und zur Rehabilitation nach einer Operation (zum Beispiel Bandscheiben, Frakturen) oder Verletzung geeignet.[20]
Hauptziele der Bewegungstherapie im Wasser
Mobilisation und Stabilisierung
Muskulaturaufbau- und kräftigung
Verbesserung der Koordination, Ausdauer und Kraft
Erhöhte Rumpf- und Gelenkbeweglichkeit
Abbau der Bewegungsangst
Verminderung von Muskelverspannungen und Spannungen des Bindegewebes durch Bewegung und Wärme

Chirogymnastik
Die Chirogymnastik ist eine funktionelle Wirbelsäulengymnastik, die nur als Einzeltherapie stattfindet.[19]
Sie betrachtet den Menschen als Ganzes. Patienten führen unter Anleitung eines Fachexperten aktiv Übungen aus, die stets beim schmerzfreien Bereich anfangen. Es gibt keine Fremdeinwirkung wie bei der manuellen Therapie.
Für wen ist die Bewegungstherapie im Wasser geeignet?
Für Personen mit Beschwerden des Bewegungsapparates, die besonders bei Belastungen auftreten, die degenerativer Natur sind und bei chronischen Rückenschmerzen. Generell findet sie Anwendung, wenn Bewegungseinschränkungen Folge von statischen oder organischen Störungen sind.
Hauptziele der Chirogymnastik
Kräftigung von Muskelketten
Schmerzlinderung
Steigerung der Leistungsfähigkeit der Muskeln
Koordinierung und Stabilisierung des muskulären Gleichgewichtes
Dehnung von Bindegewebsstrukturen
Verbesserung der Beweglichkeit der Wirbelgelenke und körpernahen Gelenke
Die Chirogymnastik ist in drei Behandlungsphasen gegliedert:
Entlastungsphase: Der Patient liegt auf dem Bauch, wodurch die Schmerzpunkte an der Wirbelsäule entlastet werden. Es entsteht eine Dehnung der Muskelkette von der Halswirbelsäule bis zur unteren Extremität. Die entlastende Wirkung auf Muskulatur und Gelenke kann durch Wärme, Massagen der Elektroanwendungen unterstützt werden. Das lindert Verspannungen und führt zu einer besseren Dehnfähigkeit von Muskeln, Sehnen und Bändern.
Gymnastikphase: In der zweiten Phase wird die Muskulatur unter Verwendung von Geräten gestärkt. Das Besondere hierbei ist, dass alle Übungen aus einer entlastenden Rückenlage ausgeführt werden.
Ruhephase: Zum Abschluss liegt der Patient wieder in entspannender Bauchlage. Wie in der Entlastungsphase kann auch hier eine Wärmebehandlung die Wirksamkeit der Behandlung verstärken.
Zusammenfassung: Das Wichtigste in Kürze
Die verhaltensbezogene Bewegungstherapie gilt als eine der effektivsten Therapien bei chronischen Rückenschmerzen. Sie hilft Dir, Dich wieder schrittweise an Bewegung zu gewöhnen und ohne Schmerzen in Deinen Alltag zurückzukehren.
Es gibt verschiedene Formen der Bewegungstherapie. Welche Bewegungstherapie am besten für Dich geeignet ist, hängt von Deinem Krankheitsbild ab.
Die Bewegungstherapie wird ärztlich verordnet. Die ausgewählte Therapie findet unter fachärztlicher Kontrolle statt.
Eine Bewegungstherapie zwecks medizinischer Rehabilitation wird regulär von gesetzlichen Krankenkassen übernommen oder zumindest bezuschusst (je nach Art der Bewegungstherapie).
Schonst Du Dich bei Rückenschmerzen zu lange, verschlimmerst Du Deine Beschwerden und erhöhst das Risiko einer Chronifizierung.
Hast Du schon Erfahrungen mit einer Bewegungstherapie gemacht? Ich freue mich über Deinen Kommentar!
*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Artikel an manchen Stellen das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die betreffende Aussage erforderlich ist.
[1] Gordon, Rebecca, and Saul Bloxham. “A Systematic Review of the Effects of Exercise and Physical Activity on Non-Specific Chronic Low Back Pain.” Healthcare (Basel, Switzerland) vol. 4,2 22. 25 Apr. 2016, doi:10.3390/healthcare4020022.
[2] Schoppe, Carolin. “Bewegungstherapie – gezieltes Training für jede Lebenslage.” Die Techniker. Web. 05. September 2018.
[3] Casser, Hans-Raimund, et al. Rückenschmerzen und Nackenschmerzen. Vol. 7. Springer, Berlin, 2016.
[4] “Low Back Pain Fact Sheet”. National Institute of Neurological Disorders and Stroke. Web.
[5] Leinmüller, Renate. “Rückenschmerzen: Der größte Teil ist myofaszial bedingt”. Dtsch Arztebl 2008; 105(31-32): A-1657 / B-1430 / C-1397.
[6] Marianowicz, Martin. “Den Rücken selbst heilen: Schmerzfrei werden und bleiben – das ganzheitliche Programm.” GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2015.
[7] Bauer, J., et al. “Leitlinie zur konservativen und rehabilitativen Versorgung bei Bandscheibenvorfällen mit radikulärer Symptomatik.” AWMF online. Das Portal der wissenschaftlichen Medizin, 2021.
[8] Hinteregger, Stefan und Mag. Wilbacher Ingrid. “Bewegungstherapie bei Low Back Pain.” September, 2009.
[9] Frech, T. & Fleckenstein, J. Dtsch Z Akupunkt (2018) 61: 178.
[10] Marstedt, Dr. Gerd. “Einstellungen, Erfahrungen, Informationsverhalten –
Bevölkerungsumfrage zum Rückenschmerz.” Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.” (2016).
[11] Buhr, Dr. med. Michael et Al. “Der gesunde Rücken. Rückenschmerzen vorbeugen und heilen”. Humboldt. Hannover, 2008.
[12] Manteuffel, Leonie. “Rehabilitation: Nachhaltige Bewegungstherapie”. Dtsch Arztebl 2016; 113(35-36): A-1527 / B-1288 / C-1268.
[13] World Health Organization. “Physical Activity”.
[14] SGB, V. “Sozialgesetzbuch (SGB) Fünftes Buch (V)–Gesetzliche Krankenversicherung.” Fünftes Buch Sozialgesetzbuch–Gesetzliche Krankenversicherung–zuletzt geändert durch Artikel 3 (2014).
[15] “Spezifische Rückenschmerzen: Therapien.” Apotheken Umschau. Web. 30.01.2019.
[16] Grillparzer, Marion. Unser Rückenbuch:[4 Experten, 4 Fachgebiete: modernste Therapien, alternative Methoden, für immer beschwerdefrei]. Gräfe u. Unzer, 2008.
[17] Krinninger, Stefanie. “Neue Rückenschule: Alles für einen gesunden Rücken.” Techniker Krankenkasse. Web. 26.03.2018.
[18] Heipertz, Wolfgang, and Erich Schmitt. Wirbelsäulenerkrankungen: Diagnostik und Therapie. Springer-Verlag, 2013.
[19] Bundesausschusses, Gemeinsamer. “Richtlinie über die Verordnung von Heilmitteln in der vertragsärztlichen Versorgung (Heilmittel-Richtlinie/HeilM-RL) des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA). in der Fassung vom 20. Januar 2011/19. Mai 2011, veröffentlicht im Bundesanzeiger 2011; Nr. 96 (S. 2247) in Kraft getreten am 1. Juli 2011.” Zuletzt geändert: September 2017.
[20] Fachklinik Enzensberg. “Bewegungstherapie im Wasser (Einzeltherapie).”
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