Migräne: Symptome, Ursachen und was helfen kann


Von Prof. Dr. rer. medic. Alfred Rucker nach hohen wissenschaftlichen Standards geprüft.
Wahrscheinlich kennst Du jemanden mit Migräne oder bist sogar selbst betroffen. Dennoch ist die Migräne eine der großen, missverstandenen Volkskrankheiten: Denn nicht nur die teils massiven Kopfschmerzen, sondern auch Beschwerden wie Übelkeit oder sogar regelrechte Halluzinationen können äußerst kräftezehrend sein und den Alltag von Betroffenen stark einschränken.
Deswegen wollen wir Dich über die neuesten Erkenntnisse aus der Migräneforschung aufklären: In diesem Artikel erfährst Du, welche Migräne-Symptome und Ursachen es gibt, was gegen Migräne hilft und noch vieles mehr.
Definition: Migräne ist eine der häufigsten Kopfschmerzerkrankungen in Deutschland. Die Hauptformen sind Migräne ohne Aura und Migräne mit Aura.
Symptome: Klassische Beschwerden sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit. Möglicherweise entstehen davor verschiedene neurologische Beschwerden (meistens visuell), auch bekannt als Aura.
Ursachen: Genaue Ursachen sind noch unklar. Migräne-Attacken können durch verschiedene Trigger ausgelöst werden, beispielsweise psychische Belastungen, Sinneseindrücke, Nahrungsmittel oder Veränderungen des Tagesrhythmus.
Akute Migräne-Behandlung: Verschiedene ärztliche und nichtärztliche Methoden sind möglich, beispielsweise Medikamente, Biofeedback, Kälte, Entspannungstechniken und Ruhe.
Migräne-Vorbeugung: Verschiedene ärztliche und nichtärztliche Methoden sind möglich, beispielsweise Medikamente, Bewegung, Entspannungstechniken, Biofeedback, kognitive Verhaltenstherapie, Ernährungsanpassungen und Migräne-Tagebücher oder Apps.
Definition: Was ist Migräne?
Migräne ist nach den Spannungskopfschmerzen die zweithäufigste primäre Kopfschmerzerkrankung.[1] Primäre Kopfschmerzerkrankung bedeutet, dass der Schmerz die eigentliche Krankheit ist, die Beschwerden also nicht durch andere Erkrankungen oder Verletzungen verursacht werden.[2]
Leider denken einige Leute immer noch, dass es sich bei Migräne “nur” um Kopfschmerzen handelt: Tatsächlich vergleicht die WHO (World Health Organization) die Einschränkungen durch eine schwere Migräne mit denen von Krebspatienten im Endstadium und Personen mit einer Querschnittslähmung.[3]
Übrigens: Schätzungen des Robert-Koch-Instituts zufolge litten im Jahr 2020 ungefähr 15 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer in Deutschland an einer Migräne.[1]
Verschiedene Migräneformen: Migräne mit und ohne Aura
Migräne ist nicht gleich Migräne: Es gibt viele verschiedene Arten, wie sich diese Kopfschmerzerkrankung äußern kann – teilweise sogar ganz ohne Kopfschmerzen. Dabei gibt es zwei Haupttypen, zu denen die meisten Formen hinzugezählt werden, nämlich die Migräne ohne Aura und Migräne mit Aura.[4]
Beachte: Das folgende Kapitel ist kein Ersatz für eine ärztliche Abklärung. Bei unklaren Beschwerden solltest Du unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Migräne ohne Aura
Bei der Migräne ohne Aura entstehen Kopfschmerzattacken, die klassischerweise 4 bis 72 Stunden anhalten.[4,5] Die Kopfschmerzen sind in den meisten Fällen einseitig und werden oft als pulsierend bezeichnet.[2,4,5] Zusätzliche klassische Beschwerden sind Übelkeit und Erbrechen sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit.[2,4,5]
Migräne mit Aura
Ungefähr ein Drittel der Migränepatienten hat vor den Kopfschmerzen zusätzliche neurologische Symptome, auch bekannt als Aura.[1,2] Dabei gibt es verschiedene Ausprägungen einer Migräne mit Aura:[2,4,5]
Migräne mit typischer Aura: Bei dieser Form können visuelle Wahrnehmungsstörungen, Empfindungsstörungen und Sprachstörungen auftreten. In seltenen Fällen zeigt sich diese Migräne auch vollkommen ohne Kopfschmerzen.
Migräne mit Hirnstammaura: Bei dieser seltenen Form verursacht der Hirnstamm zusätzliche Aurasymptome. Der Hirnstamm ist an vielen Körperfunktionen beteiligt wie dem Hören, Sehen und der Atmung. Eine Beteiligung des Hirnstamms verursacht demnach beispielsweise einen Tinnitus, Hörminderungen, Doppelbilder, Schwindel oder Bewusstseinsstörungen.
Hemiplegische Migräne: Bei der seltenen hemiplegischen Migräne kommen zusätzlich zu anderen Migräne-Symptomen motorische Beschwerden wie vorübergehende Lähmungen der Arme oder Beine hinzu.
Retinale Migräne: Bei dieser seltenen Form kommt es zusätzlich zu den Migräne-Kopfschmerzen zu vorübergehenden, einseitigen visuellen Wahrnehmungsstörungen.
Darüber hinaus gibt es einige Sonderformen, unter anderem die sogenannte vestibuläre Migräne: Dabei treten zusätzlich zu Migräne-Beschwerden Schwindelsymptome auf, die zwischen 5 Minuten und 3 Tagen dauern können.[6]
Was ist eine chronische Migräne? Wenn Kopfschmerzen seit über 3 Monaten an mindestens 15 Tagen im Monat auftreten und davon an mindestens 8 Tagen im Monat die Merkmale von Migräne-Kopfschmerzen aufweisen, wird dies als chronische Migräne bezeichnet.[4]
Migräne-Ursachen: Woher kommt Migräne?
Wie genau eine Migräne entsteht, ist noch nicht abschließend geklärt. Es gibt aber unterschiedliche Reize, sogenannte Trigger, die bekanntermaßen eine Migräne auslösen können. Welcher Trigger eine Migräne auslöst, ist individuell unterschiedlich.[7] Hier haben wir Dir eine Liste mit einigen möglichen Migräne-Auslösern zusammengestellt:[2,5,7,8,9]
Psychische Belastungen, beispielsweise Stress oder Angst
Veränderungen des Tagesrhythmus, beispielsweise zu viel oder zu wenig Schlaf und das Auslassen von Mahlzeiten
Verschiedene Sinneseindrücke, zum Beispiel helles oder blinkendes Licht, starke Gerüche und laute oder plötzliche Geräusche
Veränderungen vom Wetter
Hormonschwankungen bei Frauen, beispielsweise durch die Menstruation oder die Einnahme der Anti-Baby-Pille
Nahrungsmittel, beispielsweise Schokolade oder bestimmte Käsesorten
Nachlassende Anspannung, zum Beispiel am Wochenende oder in den Ferien
Kopfstöße, zum Beispiel durch einen Kopfball beim Fußballspielen (auch bekannt als “Footballer’s migraine”)
Blutzuckerschwankungen
Bestimmte Medikamente
Verschiedene Genussmittel, beispielsweise Alkohol, Kaffee und Zigaretten
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Migräne-Symptome mit Phasen: Kopfschmerzen, Übelkeit & Co.
Viele Betroffene durchlaufen während eines Migräne-Anfalls mehrere Phasen, in denen unterschiedliche Beschwerden auftreten. Wir haben Dir die 4 klassischen Migräne-Phasen mit den entsprechenden Symptomen zusammengefasst.
Beachte: Das folgende Kapitel ist kein Ersatz für eine ärztliche Abklärung. Bei unklaren Beschwerden solltest Du unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Vorbotenphase (Prodromalphase)
Die Vorbotenphase kann mehrere Stunden bis zu drei Tage vor den Migränekopfschmerzen beginnen.[4,10,11] Neuesten Studienerkenntnissen zufolge spielt in dieser Phase die Aktivierung des Hypothalamus eine entscheidende Rolle.[10] Dieser Teil des Gehirns steuert das vegetative Nervensystem, also beispielsweise den Tag-Nacht-Rhythmus und das hormonelle Gleichgewicht.
Es gibt einige klassische Symptome in der Vorbotenphase, die den Betroffenen eine beginnende Migräneattacke ankündigen können:[4,10,11]
Heißhunger
Stimmungsschwankungen wie Gereiztheit
Licht- und Geräuschempfindlichkeit
Müdigkeit und Gähnen
Muskelverspannungen, insbesondere Nackenschmerzen
Übelkeit
Verschwommene Sicht
Blässe
Auraphase
Für ungefähr ein Drittel der Migräne-Erkrankten folgt nun die Auraphase.[2,10,11] Dabei führt eine langsame Erregung der Hirnrinde zu einer Verminderung der Hirnaktivität und dadurch zu vorübergehenden, neurologischen Beschwerden.[10,11] Diese Symptome entwickeln sich klassischerweise innerhalb von 5 bis 20 Minuten und bilden sich spätestens nach 60 Minuten wieder zurück.[2,5,7]
Die Beschwerden in dieser Phase sind abhängig von der betroffenen Hirnregion.[10] Am häufigsten leiden Betroffene unter visuellen Wahrnehmungsstörungen, sehen also beispielsweise blitzende, außen gezackte Figuren (sogenannte Fortifikationsspektren) oder haben andere Veränderungen und Einschränkungen im Sichtfeld.[2,4,10,11]

Darstellung einer möglichen visuellen Aura
Weitere mögliche Aurasymptome sind Empfindungsstörungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühle, Sprachstörungen und motorische Beschwerden wie vorübergehende Lähmungen.[4,11]
Zusätzlich zu diesen Symptomen können in dieser Phase bereits die ersten Kopfschmerzen auftreten.[4]
Kopfschmerzphase
Darauf folgt die Kopfschmerzphase.[4] Dabei wird der fünfte Hirnnerv, der sogenannte Nervus trigeminus, aktiviert.[10] Dieser Nerv schüttet daraufhin verschiedene Botenstoffe aus, die zu einer schmerzhaften Entzündung der Blutgefäße in den Hirnhäuten führen.[10]
Die Hauptbeschwerden in dieser Phase sind die mäßigen bis starken Kopfschmerzen.[4] Diese sind klassischerweise einseitig und pulsierend, pochend oder bohrend und werden durch körperliche Aktivitäten wie Gehen oder Treppensteigen verstärkt.[4] Die Kopfschmerzen treten bei vielen Betroffenen immer auf der gleichen Seite auf.[2] Weitere typische Symptome sind Übelkeit und Erbrechen sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit.[4]
Wie lange dauert eine Migräne? Die Dauer der Kopfschmerzphase beträgt in der Regel 4 bis 72 Stunden.[4]
Rückbildungsphase (Postdromalphase)
Danach beginnt die Rückbildungsphase, die in der Regel mehrere Stunden bis zu einen Tag dauert.[7] Die Beschwerden in dieser Phase sind mehr oder minder die Nachwirkungen einer Migräne. Klassische Symptome sind beispielsweise:[4,7]
Müdigkeit und Erschöpfung
Stimmungshoch oder -tief
Verwirrtheit
Übrigens: Betroffene sind nach der Rückbildungsphase in der Regel wieder vollkommen symptomfrei.[7]
Besonderheiten bei Kindern und in der Schwangerschaft
Migräne in der Schwangerschaft: Obwohl Migräne-Attacken insbesondere im ersten Schwangerschaftsdrittel häufiger werden können, werden Beschwerden während der Schwangerschaft in der Regel seltener.[12]
Migräne bei Kindern: Schätzungen zufolge leiden ungefähr 5 bis 10 Prozent der Schulkinder an Migräne.[2,13] Dabei verläuft die Migräne bei Kindern häufig anders als bei Erwachsenen: Kinder beschreiben nämlich eher beidseitige Kopfschmerzen und haben im Vergleich zu Erwachsenen häufiger Bauchschmerzen und Übelkeit.[2,4,13]
Komplikationen von Migräne
In seltenen Fällen kann eine Migräne Komplikationen verursachen. Hier haben wir Dir einige mögliche Komplikationen zusammengestellt.[4]
Beachte: Falls Du unter Migräne-Komplikationen leidest, solltest Du unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Status migränosus: So wird der Zustand bezeichnet, wenn die Migränekopfschmerzen seit über 3 Tagen bestehen.
Migralepsie: Tatsächlich kann eine Migräne mit Aura einen epileptischen Anfall auslösen. Klassische Beschwerden eines epileptischen Anfalls sind Krämpfe und Bewusstseinsstörungen.
Migranöser Infarkt: Dabei liegt zusätzlich zu einem über 60 Minuten bestehenden Aurasymptom ein radiologisch nachweisbarer ischämischer Hirninfarkt (Schlaganfall) vor.
Anhaltende Aura ohne Hirninfarkt: Bei dieser seltenen Komplikation bestehen Aurasymptome seit mindestens einer Woche – die Beschwerden können aber auch mehrere Monate bis Jahre anhalten. Ein Schlaganfall kann dabei radiologisch ausgeschlossen werden.
Schlaganfall-Symptome schleunigst erkennen: Bei einem Schlaganfall-Verdacht solltest Du möglichst schnell den Notdienst kontaktieren, um bleibende Schäden zu verringern oder ganz zu vermeiden. Dafür gibt es den sogenannten FAST-Test, mit dem Du häufige Schlaganfall-Symptome erkennen kannst:
(F)ace (Gesicht): Die Person kann beim Lächeln nicht beide Mundwinkel hochziehen.
(A)rms (Arme): Die Person kann nicht beide Arme gleichzeitig nach vorne bewegen und die Handflächen nach oben drehen.
(S)peech (Sprache): Die Person kann keinen einfachen Satz in einer verständlichen Stimme nachsprechen.
(T)ime (Zeit): Sollte die Person nicht imstande sein, einen oder mehrere Aufgaben zu absolvieren, solltest Du unbedingt den Notruf kontaktieren.
Ärztliche Migräne-Diagnose
Für die Diagnose reichen meistens eine migränetypische Krankengeschichte und eine unauffällige neurologische Untersuchung.[14] Eine zusätzliche Bildgebung ist nur erforderlich, wenn andere Ursachen ausgeschlossen werden müssen, beispielsweise eine Hirnblutung, ein Tumor oder ein Schlaganfall.[5,14]
Akute Migräne-Behandlung: Was hilft sofort bei einem Migräne-Anfall?
Eine Migräne kann sehr unangenehm und kräftezehrend sein. Es gibt aber verschiedene Methoden, die Deine Beschwerden während eines Migräne-Anfalls lindern können. Einige der hilfreichsten Methoden haben wir Dir hier zusammengestellt.
Beachte: Das nachfolgende Kapitel soll lediglich über unterschiedliche Behandlungsmethoden aufklären und ersetzt nicht die ärztliche Abklärung. Für eine ideale, individualisierte Migräne-Behandlung solltest Du unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Ärztliche Therapiemöglichkeiten: Migräne-Tabletten & Co.
Es gibt mehrere Medikamente, die laut Leitlinienempfehlung für die Behandlung von Migräne-Attacken verwendet werden können:[14]
Triptane, die Medikamente der ersten Wahl für die Kopfschmerzphase von Migräne mit oder ohne Aura.
Mutterkornalkaloide, die wegen der im Vergleich zu den Triptanen höheren Nebenwirkungen und der schlechteren Wirkung nur ausnahmsweise indiziert sind.
Antiemetika gegen Übelkeit und Erbrechen während einer Migräne-Attacke.
Analgetika gegen Kopfschmerzen.
Neuere Medikamente sind Rimegepant (wenn Analgetika oder Triptane unwirksam oder unverträglich sind) und Lasmiditan (wenn Triptane kontraindiziert sind).
Außerdem kann die sogenannte externe transkutane Stimulation zur Behandlung von akuten Migräne-Attacken eingesetzt werden.[14] Dabei wird ein kleines Gerät an der Stirn angebracht, das den fünften Hirnnerv, den sogenannten Nervus trigeminus, stimulieren und so die Beschwerden lindern kann.
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4 Migräne-Hausmittel: Was Du selbst bei einer Migräneattacke tun kannst
Neben den ärztlichen Methoden gibt es mehrere Hausmittel und psychologische Verfahren, die bei der Behandlung von Migräneattacken helfen können. Dafür haben wir Dir 4 beliebte Methoden zusammengestellt.
Biofeedbacktherapie
Bei der Biofeedbacktherapie werden Informationen über unterbewusste Körperfunktionen mit Messgeräten aufgezeichnet und an die Betroffenen zurückgesendet. So können Patienten ihre unterbewussten Körperfunktionen beobachten und lernen, wie sie diese mit der Psyche steuern können.
Die Biofeedbacktherapie kann für viele verschiedene Erkrankungen eingesetzt werden. Bei der Behandlung von akuten Migräne-Attacken lernen Betroffene, die rechte oder linke oberflächliche Schläfenarterie zu verengen, was Studien zufolge die Beschwerden reduzieren kann.[15]
Kälte
Interessanterweise kann Kälte sowohl ein Migräne-Trigger als auch eine schmerzlindernde Methode sein.[14] So konnten Studien zeigen, dass sich eine Kühlung vom Kopf und der Stirn positiv auf die Beschwerden auswirken kann.[16] Dafür kannst du beispielsweise eine kalte Kompresse oder einen Eisbeutel für 15 bis 20 Minuten auf Deinen Kopf legen.
Entspannungstechniken
Entspannungsmethoden werden zwar primär in der Migräne-Vorbeugung eingesetzt, laut Leitlinie können sie aber auch bei einer beginnenden Migräne-Attacke gegensteuern.[17] Beliebte Beispiele sind:
Atemübungen und
Weitere Techniken findest Du in unserem Artikel über Entspannungsübungen.
Ruhe
Während einer Migräne-Attacke können ganz alltägliche Reize wie das Sonnenlicht oder das Klingeln des Telefons äußerst unangenehm sein. Deswegen kann es hilfreich sein, sich während eines Migräne-Anfalls in einen abgedunkelten, lärmgeschützten Raum zurückziehen und hinzulegen.
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Migräne vorbeugen: Was Du bei Migräne tun kannst
Noch besser als die Behandlung von Migräne-Attacken ist die Vorbeugung. Dafür gibt es verschiedene Methoden, die die Häufigkeit der Anfälle reduzieren sollen. Eine Heilung für die Migräne gibt es jedoch nicht.
Beachte: Das nachfolgende Kapitel soll lediglich über unterschiedliche Vorbeugungsmaßnahmen aufklären und ersetzt nicht die ärztliche Abklärung. Für eine ideale, individualisierte Migräne-Behandlung solltest Du unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Ärztliche Vorbeugungsmaßnahmen
Bei häufigen oder ausgeprägten Migräne-Attacken können aus Leitliniensicht Medikamente zur Vorbeugung eingesetzt werden.[14] Außerdem kann eine sogenannte externe transkutane Stimulation erfolgen, bei der ein kleiner Ast des fünften Hirnnevs, der sogenannte Nervus trigeminus, elektrisch stimuliert wird.[14]
Übrigens: Die Leitlinie rät im Allgemeinen von invasiven beziehungsweise operativen Verfahren zur Migräne-Prophylaxe ab.[14]
9 psychologische Verfahren und Hausmittel: Wie Du einer Migräne-Attacke vorbeugen kannst
Aber nicht nur Tabletten können bei Migräne helfen: In der deutschen Leitlinie gibt es einige psychologische Methoden und Hausmittel, die tatsächlich genauso effektiv sein sollen wie Medikamente.[14] Deswegen empfiehlt die Leitlinie, dass diese Methoden anstelle von oder zusätzlich zur medikamentösen Behandlung verwendet werden sollen.[14]
Aufklärung
Den ersten Schritt zur Migräne-Vorbeugung hast Du bereits getan, als Du auf diesen Artikel geklickt hast: Die Aufklärung ist laut Leitlinie nämlich ein wichtiger Teil der Migräne-Behandlung.[14] Dazu zählen beispielsweise Informationen darüber, was eine Migräne ist, wie sie entsteht und welche Methoden helfen können.[14] Eine solche Aufklärung kann Studien zufolge dazu führen, dass Migräne-Anfälle seltener und leichter ausfallen.[18]
Es gibt zwar noch nicht ausreichend Studien, um die Wirksamkeit von Bewegung beweisen zu können, erste Studien deuten aber auf einen vorbeugenden Effekt hin.[19] Die Leitlinie empfiehlt dabei insbesondere regelmäßigen Ausdauersport.[14] Falls Dir das zu anstrengend ist, kannst Du auch Methoden mit geringerer Belastung verwenden, beispielsweise Yogaübungen.[14]
Dabei ist die Fettverbrennung ein wichtiger Faktor: Studien zufolge haben nämlich Menschen mit Adipositas, also starkem Übergewicht, tendenziell stärkere und häufigere Migräne-Symptome als der Rest der Bevölkerung.[20]
Um Dich zu etwas mehr Bewegung zu motivieren, haben wir hier ein Ausdauertraining von unserem YouTube-Kanal für Dich:
Trigger erkennen: Migräne-Tagebuch und Apps
Migräne-Tagebücher und Apps können dabei helfen, den Migräne-Verlauf zu dokumentieren.[14] Dadurch können Betroffene nicht nur herausfinden, welche vermeidbaren Trigger für ihre Migräne in Frage kommen – sie können auch herausfinden, welche Methoden ihre Beschwerden lindern konnten.
Ein Vorteil von Apps im Vergleich zu Papiertagebüchern ist, dass viele Leute ihr Smartphone immer dabei haben, ihre alltäglichen Erfahrungen also immer direkt eintragen können. So haben auch Studien gezeigt, dass die meisten Leute die Apps konsequenter verwenden als die Papiertagebücher.[21]
Entspannungsverfahren
Entspannungsverfahren sollen die allgemeine Aufmerksamkeit der Betroffenen und dadurch die Informationsverarbeitung im Hirn reduzieren. Das soll Migräne-Trigger daran hindern, Schmerzen auszulösen.[14] Darüber hinaus sollen Entspannungstechniken Angstzustände reduzieren: Das soll die Schmerztoleranz erhöhen, wodurch Betroffene weniger anfällig für Migräne-Attacken sind.[14]
Einige Beispiele für solche Entspannungsverfahren aus der Leitlinie sind:[14]
Atemtechniken und
Hypnose.
Weitere Techniken findest Du in unserem Artikel über Entspannungsübungen.
Achtsamkeit
Achtsamkeit bedeutet, dass Du den derzeitigen Moment vollkommen wahrnimmst. Achtsamkeitsbasierte Ansätze werden seit vielen Jahren in der Psychotherapie zur Stressbewältigung eingesetzt.[14] Studien zufolge können Achtsamkeitsübungen sowohl die Schmerzen als auch die Migräne-Häufigkeit reduzieren.[22]
Weitere Informationen über das Thema findest Du in unserem Artikel über Achtsamkeitsübungen.
Biofeedback
Genauso wie bei der Behandlung von akuten Migräne-Beschwerden kann die Biofeedbacktherapie Studien zufolge auch zur Vorbeugung eingesetzt werden.[15] Bei der Migräne-Vorbeugung sollen insbesondere Anzeichen von Anspannung an die Betroffenen zurückgemeldet werden.[14] Die Betroffenen lernen daraufhin, wie sie sich aktiv entspannen können.[14]
Kognitive Verhaltenstherapie
Zentraler Teil der kognitiven Verhaltenstherapie ist, dass Erfahrungen und erlernte Einstellungen die Gesundheit beeinflussen können, diese Einflüsse aber auch veränderbar sind.[14] Dabei lernen Betroffene, wie sie den Umgang mit möglichen psychologischen Triggern verbessern können, um so einer Migräne besser vorzubeugen.[14]
Ernährung anpassen
Es gibt einige Lebensmittel, die Migräne-Attacken triggern können. Deswegen solltest Du zunächst herausfinden, ob dies auch bei Dir der Fall ist, damit Du diese Lebensmittel vermeiden kannst.[14]
Übrigens: Einer systematischen Literaturübersicht zufolge ist Alkohol (insbesondere Rotwein) der wichtigste Migräne-Trigger unter den Nahrungsmitteln.[8]
Auf der anderen Seite gibt es verschiedene Ernährungsweisen, die einer Migräne vorbeugen sollen. Obwohl es derzeit keine überzeugenden Studien für diesen Effekt gibt, zählt die Leitlinie bestimmte Diäten auf, die sich in einzelnen Studien positiv auf die Migräne ausgewirkt haben:[14]
Ernährung mit geringem Zuckeranteil
Ernährung mit geringem Fettanteil
Vegane Ernährung mit geringem Fettanteil
Ketogene Diät, also eine kohlenhydratarme und fettreiche Ernährung
DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension), die im Allgemeinen zur Blutdrucksenkung eingesetzt wird und beispielsweise aus Früchten, Gemüse, Geflügel, Fisch und Nüssen besteht.
Reduziere Deinen Koffeinkonsum
Interessanterweise können koffeinhaltige Getränke eine Migräne-Attacke sowohl triggern als auch lindern.[9] Obwohl Koffein also möglicherweise sogar hilfreich sein kann, sollten Menschen mit Migräne aus Leitliniensicht höchstens 200 Milligramm Koffein pro Tag (also ungefähr zwei Tassen Kaffee) zu sich nehmen.[14] Ein erhöhter Koffeinkonsum kann nämlich nachweislich das Risiko für eine chronische Migräne erhöhen.[9]
Betroffene sollten außerdem jeden Tag ungefähr gleich viel Kaffee trinken, da auch der Koffeinentzug Studien zufolge Kopfschmerzen verursachen kann.[9]
Und was bringt das Migräne-Piercing? Das teils beliebte Migräne-Piercing (auch Daith Piercings genannt) ist ein spezielles Ohrpiercing, das durch die Stimulation von Akupunkturpunkten Migräne-Beschwerden lindern soll. Es gibt keine wissenschaftlichen Nachweise für die Effektivität dieser Methode, weswegen die Leitlinie von diesen Piercings abrät.[14]
Fazit
Migräne ist mehr als nur Kopfschmerzen: Sie ist eine derzeit noch nicht heilbare Krankheit, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen kann. Dennoch gibt es einige Methoden, um die Beschwerden zu lindern und die Häufigkeit der Migräne-Attacken zu senken. Wir hoffen, dass Dir unsere Tipps geholfen haben, damit Dir die Migräne schon bald weniger Kopfschmerzen bereitet.
Hast Du noch weitere Migräne-Tipps oder Erfahrungen? Dann schreib uns doch mal in den Kommentaren!
Bildcredits: Champja/Depositphotos.com, NewAfrica/Depositphotos.com
[2] Mattle H, Fischer U. Kurzlehrbuch Neurologie. 5th ed. Stuttgart: Thieme; 2021.
[3] The Global Burden of Disease: 2004 Update [Internet]. Genf: World Health Organization. 2008 [Letzter Abruf: 2023 Jun 29]. URL: https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/43942/9789241563710_eng.pdf.
[4] Migraine [Internet]. Bethesda: National Institute of Neurological Disorders and Stroke. 2021 [Letzter Abruf: 2023 Jun 28]. URL: https://ichd-3.org/de/1-migrane/.
[5] Herold G. Innere Medizin 2023. Köln: Dr. Gerd Herold; 2022.
[6] Anhang: Migräne [Internet]. London: International Headache Society. 2021 [Letzter Abruf: 2023 Jun 28]. URL: https://ichd-3.org/de/anhang/a1-migraene/.
[7] Migräne [Internet]. London: International Headache Society. 2023 Jan 20 [Letzter Abruf: 2023 Jun 28]. URL: https://www.ninds.nih.gov/health-information/disorders/migraine.