003 - Schlafforscher Dr. Utz Niklas Walter im Interview

Schlafexperte Dr. Utz Niklas Walter verrät Ergotopia Geschäftsführer Alex Weitnauer im Interview, warum gesunder Schlaf so wichtig ist und wie Du es schaffst, von jetzt an besser zu schlafen.

10 spannende Fragen zum Thema Schlaf – hör Dir jetzt die Podcastfolge an!

Shownotes

10 Fragen zum Thema Schlaf an Dr. Utz Niklas Walter

Frage 1: Wie wichtig ist Schlaf für den Menschen und welche Bedeutung kommt ihm im Leben eines Menschen zu?

  • Etwa ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im Schlaf

  • Schlafentzug ist sogar als Foltermethode bekannt

  • Nach zehn bis zwölf Tagen kann Schlafentzug sogar zum Tod führen

Frage 2: Was sind die Hauptursachen für schlechten Schlaf? Warum nimmt Schlaf nicht den Stellenwert ein, den er einnehmen sollte? War das schon immer so?

  • Vor 100 Jahren haben wir im Durchschnitt etwa 1,5 Stunden mehr geschlafen als heute

  • Schlafmangel entsteht heutzutage oftmals durch den Drang nach mehr Selbsterfüllung (zum Beispiel Beruf, Familie, Weiterbildung, Hobbies). Die fehlende Zeit kompensieren viele durch weniger Schlaf

  • Es gibt allerdings viele verschiedene Ursachen für Schlafmangel (physische und psychische Ursachen, schlechte Schlafumgebung, man lebt gegen den eigenen Tagesrhythmus)

Frage 3: Wie viel Schlaf braucht der einzelne Mensch und von welchen Faktoren hängt der Schlafbedarf ab?

  • Schlafbedarf ist abhängig von Geschlecht, Alter, Jahreszeiten, Ernährung und sportlichen Aktivitäten

  • Es gibt nicht die eine Schlafempfehlung; Schlafbedarf variiert von Person zu Person

  • Schlaflänge, Schlafenszeit und die Frage, ob wir mit dem eigenen Rhythmus leben, sind wichtige Faktoren für erholsamen Schlaf

  • Beispiel: Eine Nachteule geht spät ins Bett und steht dementsprechend spät auf. Eine Lerche geht früh ins Bett und steht früh auf

  • Zwischen fünf und zehn Stunden Schlaf sind normal. Andere Schlafexperten empfehlen mindestens 6 Stunden Schlaf, um auf der sicheren Seite zu sein

  • Das Schlafverhalten verändert sich mit dem Alter

Frage 4: Was zeichnet sonst noch einen erholsamen Schlaf aus?

  • Wir liegen nicht lange wach und durchlaufen alle drei Schlafphasen (leichter Schlaf, Tiefschlaf, REM-Schlaf)

Frage 5: Ist es wichtig, konstant denselben Schlafrhythmus beizubehalten?

  • Der Wochenend-Schlafrhythmus sollte sich nicht zu sehr vom Werktags-Rhythmus unterscheiden. Großen Rhythmus-Verschiebungen gleichen einem Jetlag

  • Eine bis anderthalb Stunden Rhythmus-Unterschied am Wochenende sind allerdings noch in Ordnung

  • Laut der 2017 durchgeführten Schlafstudie “Schlaf gut, Deutschland” der Techniker Krankenkasse haben die meisten Deutschen einen durchschnittlich konstanten Schlafrhythmus

Frage 6: Welche konkreten Tipps gibt es, um besser einschlafen zu können?

  • Optimierung der Schlafumgebung: Wichtig sind die optimale Bettgröße, Temperatur, Lichtverhältnisse, Beseitigung von Störfaktoren (zum Beispiel störende Lichtquellen oder Uhr)

  • Bestimmte Orte sollten im Alltag mit bestimmten Handlungen verknüpft werden. Der Schlafbereich sollte ganz klar von anderen Alltagsaktivitäten abgegrenzt und ausschließlich zum Schlafen oder sexuellen Aktivitäten genutzt werden

  • Der “Grübelstuhl” ist eine wirksame Technik, um Gedanken vorm Schlafengehen loszuwerden. Wir suchen uns ein Möbelstück aus, welches wir lediglich zum Grübeln verwenden. Auch sollten nur hier Grübeleien im Alltag stattfinden

Frage 7: Wie viel Wahrheit steckt hinter folgenden Schlafmythen?

Mythos 1: Der Schlaf vor Mitternacht ist der wichtigste.

  • Der Schlaf vor Mitternacht ist nicht besonders wichtig. Der Chronotyp spielt hier wieder eine wichtige Rolle. Ist man zum Beispiel eine Lerche, ist der Schlaf vor Mitternacht wichtig. Gehört man zu den Nachteulen, ist die Schlafenszeit nach Mitternacht völlig in Ordnung

  • Wichtig sind vor allem die ersten vier bis fünf Stunden des Schlafes, da wir in dieser Zeitspanne die meisten Tiefschlaf-Phasen haben. Diese sind wichtig für Regenerations- und Wachstumsprozesse

  • Der Mythos kam zustande, weil man davon ausging: Menschen, die vor Mitternacht schlafen, kommen auf jeden Fall auf vier bis fünf Stunden Schlaf pro Nacht

Mythos 2: Powernaps sind wichtig.

  • Powernaps können die Leistungsfähigkeit, Konzentration und das Wohlbefinden verbessern

  • Ein Powernap sollte allerdings nicht länger als 15 Minuten dauern, um nicht in die Tiefschlafphase zu fallen

Mythos 3: Ein Glas Milch vorm Schlafengehen verhilft zum besseren Schlaf.

  • Es geht eher generell um die Etablierung eines Schlaf-Rituals, um besser schlafen zu können. Es muss nicht im Speziellen ein Glas Milch vorm Schlafengehen sein

Mythos 4: Eine Stunde vor dem Schlafengehen sollte man nicht mehr auf den Bildschirm oder das Display schauen.

  • Das ist wahr, denn die blauen Wellenlänge der modernen LED-Bildschirme haben einen ähnlichen Effekt wie Kaffee

  • Empfehlenswert: Abends die Blaufilter-Funktion nutzen

  • Besser ist eine Stunde vorm Schlafengehen allerdings ein kompletter Verzicht auf die Nutzung von Smartphones, dem Fernseher oder des Latops

Mythos 5: Sportliche Betätigung ist vor dem Schlafengehen empfehlenswert.

  • Moderate physische Aktivität ist in Ordnung, jedoch sollte intensiver Sport zwei Stunden vorm Schlafengehen vermieden werden

Mythos 6: Bei Vollmond schläft man schlechter.

  • Jein. Zum einen hat der Vollmond einen psychologischen Einfluss auf Menschen (viele Menschen schlafen oft schlechter, weil sie sich aufgrund der Mythen “einreden”, bei Vollmond schlechter schlafen zu können). Zum anderen gibt es aber auch Hinweise darauf, dass der Vollmond Einflüsse auf die Natur und somit auch auf den Menschen hat (Beispiel: Ebbe und Flut).

  • Der Einfluss des Mondes auf den Menschen ist noch nicht hinreichend erforscht

Frage 8: Wird das Thema Schlaf von Unternehmen genügend beachtet? Was können Verantwortliche im Unternehmen konkret tun, um bessere Bedingungen für gesunden Schlaf zu schaffen?

  • Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer stehen in der Verantwortung für gesunden Schlaf

  • Eine Vorbildfunktion seitens der Führungskräfte ist jedoch wichtig. Doch das Vorleben fehlt in Deutschland oftmals in unserer Leistungsgesellschaft (zum Beispiel trauen sich viele Arbeitnehmer mittags nicht, trotz Müdigkeit einen Powernap zu machen)

  • Schulung von Führungskräften, Informations- oder Sensibilisierungskampagnen können viel bewirken

  • In Unternehmen gibt es bereits positive Entwicklungen, jedoch gibt es noch viel Luft nach oben

Frage 9: Was wünschen Sie sich persönlich für den Umgang mit Schlaf in der Gesellschaft?

“Die Lerche sollte so leben, wie sie als Lerche es tun sollte. Und die Eule sollte auch eine Eule sein dürfen.”

Dr. Utz Niklas Walter (Schlafexperte und Leiter des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung)
  • Dr. Utz Niklas Walter wünscht sich insbesondere, dass Individuen vermehrt ihren natürlichen Schlafbedürfnissen nachgehen. Dieses Grundbedürfnis nach Schlaf sollte mehr von der Gesellschaft akzeptiert und sogar gefördert werden

  • Es liegt in der Natur des Menschen, mehr als einmal am Tag zu schlafen

Frage 10: Welche weiterführenden Informationen empfehlen Sie zum Thema Schlaf?

  • Es gibt kostenfreie Informationen zum Thema Schlaf auf Dr. Utz Niklas Walters Portal “letsleep”

  • Einrichtung eines Google-Alerts zum Thema Schlaf für regelmäßige Updates

  • Interessante Bücher rund um das Thema Schlaf lassen sich auf Amazon anhand der Rezensionen finden

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Gesunde und produktive Grüße,
Dein Alex Weitnauer

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