Piriformis-Syndrom: Wie Du Deine Schmerzen in Rücken und Bein loswerden kannst


Von Prof. Dr. rer. medic. Alfred Rucker nach hohen wissenschaftlichen Standards geprüft.
Leidest Du unter einseitigen Gesäßschmerzen, die manchmal bis ins Bein ausstrahlen? Dann befürchtest Du womöglich, dass Du einen Bandscheibenvorfall hast.
Obwohl diese Diagnose häufig gestellt wird, ist der Bandscheibenvorfall nicht immer die wahre Ursache für diese Beschwerden. Schuld könnte nämlich auch ein kleiner, birnenförmiger Muskel in Deiner Hüfte sein: der Piriformis-Muskel.
Was ein Piriformis-Syndrom ist und welche Übungen und Tipps es gibt, zeigen wir Dir in diesem Artikel.
Du suchst nach Übungen, um Deinem Piriformis-Syndrom gezielt entgegenzuwirken? Wir zeigen Dir in diesem Video 2 hilfreichen Übungen gegen Deine Schmerzen!
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Was ist ein Piriformis-Syndrom?
Der sogenannte Musculus piriformis (latein für birnenförmiger Muskel) verläuft in der Hüfte zwischen Kreuzbein und Oberschenkelknochen. Funktionen des Piriformis-Muskels umfassen die Abspreizung, Streckung und Innenrotation des Oberschenkels. Deswegen kann er zum Beispiel beim Sitzen, Joggen oder Fahrradfahren beansprucht werden.
Wie genau das Piriformis-Syndrom entsteht, ist nicht abschließend geklärt. Es wurde lange Zeit vermutet, dass die Entstehung des Piriformis-Syndroms mit dem Fakt zusammenhängt, dass Ischiasnerv und Piriformis-Muskel in der Hüfte sehr nah nebeneinander verlaufen.
Die vormals vorherrschende Theorie zur Entstehung des Piriformis-Syndroms besagt, dass der Piriformis-Muskel den Ischiasnerv reizt und komprimiert sowie schmerzempfindliche Punkte (sogenannte Triggerpunkte) in der Hüfte aktiviert.[1]
Neuste Studien haben jedoch gezeigt, dass nicht nur der Birnenmuskel, sondern auch andere, tiefe Gesäßmuskeln den Ischiasnerv komprimieren können. Deswegen raten viele Expertinnen und Experten mittlerweile von dem Begriff Piriformis-Syndrom ab und bevorzugen die Bezeichnung “Deep Gluteal Syndrom”, also tiefes Glutealsyndrom.[2]
Obwohl diese Bezeichnung also sehr wahrscheinlich zutreffender ist, hat sich “tiefes Glutealsyndrom” noch nicht im deutschen Sprachgebrauch etabliert.
Soll heißen: Wenn Du nach Deinen Beschwerden suchst, triffst Du eher auf den Begriff Piriformis-Syndrom. Deswegen schreiben wir in diesem Text auch weiter über das Piriformis-Syndrom.

Darstellung der tiefen Gesäßmuskeln
Welche Symptome hast Du bei einem Piriformis-Syndrom?
Häufige Symptome eines Piriformis-Syndroms sind:[1-4]
Schmerzen in der Pobacke und im Oberschenkelansatz
Gefühlte muskuläre Verspannungen im hinteren Becken
Zunahme der Beschwerden beim Sitzen, zum Beispiel auf der Toilette oder dem Bürostuhl
Zunahme der Beschwerden bei Bewegungen, welche die Gesäßmuskeln verspannen können, zum Beispiel beim Joggen oder Treppensteigen
Missempfindungen, zum Beispiel einseitiges Kribbeln und Taubheitsgefühle
Beschwerden zeigen sich häufig nur auf einer Seite. Typischerweise treten sie im unteren Rücken und Gesäß auf. Teilweise strahlen sie auch über den hinteren Oberschenkel bis in die Wade und den Fuß aus. Weil die Symptome somit sehr ähnlich wie die Ischiasbeschwerden eines Bandscheibenvorfalls sind, sprechen Fachleute häufig vom Pseudo-Ischias.[1]
Wie lange die Beschwerden anhalten, kann stark variieren. Die Symptome können im schlimmsten Fall sogar mehrere Monate andauern. Wenn Du das Piriformis-Syndrom aber rechtzeitig und gezielt angehst, kannst Du oft schon nach wenigen Wochen beschwerdefrei leben.[5]
Wusstest Du: Schätzungen zufolge macht das Piriformis-Syndrom 0,3 bis 6 Prozent aller Schmerzen im unteren Rücken und Ischiasbeschwerden aus.[5]
Wie kannst Du testen, ob Du ein Piriformis-Syndrom hast?
Das Piriformis-Syndrom wird meistens erst diagnostiziert, wenn andere ursächliche Erkrankungen ausgeschlossen worden sind. Bei einer ärztlichen Untersuchung kann eine Verdachtsdiagnose anhand der typischen Krankheitsgeschichte und Symptome erfolgen. Auffälligkeiten in entsprechenden orthopädischen Tests können die Diagnose erleichtern, aber nur selten mit absoluter Sicherheit bestätigen.[6]
Auch in radiologischen Untersuchungen wie dem MRT ist das Piriformis-Syndrom in der Regel nicht erkennbar. Deswegen werden radiologische und elektromyographische Untersuchungen nur selten und generell nur zum Ausschluss anderer ursächlicher Erkrankungen eingesetzt.[6]
Selbsttests für zu Hause
Du kannst schon zu Hause testen, ob Deine Schmerzen in der Pobacke möglicherweise durch ein Piriformis-Syndrom verursacht werden. Dafür brauchst Du nichts weiter als die Hilfe einer freiwilligen Person.
Der erste Test ist der sogenannte Lasègue-Test. Lege Dich zunächst flach auf den Rücken. Jetzt nimmt die zweite Person das Bein der schmerzhaften Seite und streckt es ungefähr 70° nach oben. Wenn diese Bewegung bei Dir Schmerzen auslöst, spricht das für eine Reizung des Ischiasnervs. Beachte jedoch, dass dieser Test auch bei einem Bandscheibenvorfall positiv ausfallen kann.

Der zweite Test ist der sogenannte Pace-Test. Setz Dich auf einen Stuhl oder Ähnliches und lass Deine Beine frei schwingen. Die zweite Person drückt jetzt von außen auf Deine Knie, während Du versuchst, Deine Beine auseinanderzudrücken. Sollte dies bei Dir Beschwerden verursachen, könnte das für ein Piriformis-Syndrom sprechen.[7]

Aber vergiss nicht: Ein positiver Test ist kein sicheres Zeichen für das Bestehen eines Piriformis-Syndroms, und ein negativer Test kann das Syndrom nicht sicher ausschließen. Deswegen solltest Du bei starken oder langwierigen Beschwerden unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.
Welche Ursachen kann ein Piriformis-Syndrom haben?
In vielen Fällen gibt es mehr als nur eine Ursache für ein Piriformis-Syndrom.[8] Die häufigsten Ursachen haben wir Dir hier zusammengestellt:[1,5,8,9]
Verletzung des Gesäßes: Zum Beispiel ein Sturz auf das Hinterteil. Es wird vermutet, dass so eine Verletzung die häufigste Ursache darstellt. Dabei muss es sich nicht um eine frische Verletzung handeln. Sie kann auch schon mehrere Monate zurückliegen.
Exzessives Sitzen: Wenn Du im Alltag viel sitzt, kann dies zu einem Piriformis-Syndrom führen. Deswegen stellen unter anderem Büroarbeiter, Taxi- und Fahrradfahrer Risikogruppen dar.
Einseitiges Sitzen: Eine häufige Ursache kann sich in Deiner Gesäßtasche befinden: die Brieftasche. Diese kann Druck auf den Piriformis-Muskel ausüben und so ein Piriformis-Syndrom begünstigen.
Vergrößerter Muskel: Der Piriformis-Muskel muss nicht gereizt sein, um an Größe zuzunehmen. Dies ist zum Beispiel bei Menschen mit exzessivem Gesäßmuskel-Training der Fall. Solche Sportler haben ein höheres Risiko, am Piriformis-Syndrom zu erkranken.
Anatomische Varianten: Bestimmte anatomische Varianten der Muskeln und Nerven in der Hüfte können das Auftreten eines Piriformis-Syndroms begünstigen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn Teile des Ischiasnervs durch den Piriformis-Muskel verlaufen.
Nur in sehr seltenen Fällen hat ein Piriformis-Syndrom ernsthafte Ursachen wie einen Abszess oder einen Tumor.[1]
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2 Übungen gegen Piriformis-Syndrom
Wir haben Dir 2 Übungen zusammengestellt, um Deine Beschwerden bei einem Piriformis-Syndrom zu lindern.
Taube im Sitzen
Ziel dieser Dehnübung ist es, Deinen verhärteten Muskeln zu lockern und zu entspannen. Dafür brauchst Du nur einen Stuhl oder einen Hocker. Bei der folgenden Beschreibung gehen wir von einer schmerzhaften linken Seite aus.
Setz Dich auf den vorderen Teil der Sitzfläche, so dass beide Füße Bodenkontakt haben.
Lege Deinen linken Knöchel auf Deinem rechten Knie ab, so dass Dein linker Unterschenkel waagerecht vor Dir liegt.
Lege Deine linke Hand auf den linken Oberschenkel, kurz oberhalb des Knies und die rechte Hand oberhalb des linken Fußes.
Beuge Dich nach vorn und komm in ein leichtes Hohlkreuz. Um die Dehnung zu intensivieren, kannst Du Deinen Oberkörper langsam nach links oder rechts bewegen oder mit der linken Hand Druck auf den linken Oberschenkel ausüben.
Halte diese Position für eine Minute.
Schmerzpunkt-Massage
Für diese Übung brauchst Du einen Tennisball oder, falls vorhanden, einen Massageball. Wenn Du diese Übung zum ersten Mal machst, solltest Du Deine Massage-Sitzung kurz halten und nicht allzu viel Druck ausüben. Mehr Druck heißt nämlich nicht automatisch mehr Nutzen. Sobald Du weißt, wie Dein Körper auf diese Massage reagiert, kannst Du Dauer und Druck anpassen.
Platziere den Ball unter der unteren Hälfte Deiner schmerzhaften Pobacke.
Verlagere Dein Gewicht auf dem Ball hin und her, bis Du einen schmerzhaften Punkt gefunden hast.
Rolle mit dem Ball von kurz vor bis unmittelbar hinter diesen Punkt.
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5 Tipps und Hausmittel gegen ein Piriformis-Syndrom
Bei der Behandlung eines Piriformis-Syndroms werden in der Regel zunächst konservative Maßnahmen angewendet, bevor eine Operation in Betracht gezogen wird. Bei einer konservativen Therapie können physiotherapeutische sowie medikamentöse Mittel eingesetzt werden.
Bei einer medikamentösen Therapie werden oft Schmerzmittel wie Ibuprofen verwendet, um die Beschwerden zu lindern.[10] Obwohl Medikamente in der akuten Phase eines Piriformis-Syndroms helfen können, sind sie auf Dauer machtlos gegen die Beschwerden.[11]
Außerdem kann eine Injektion in das Gesäß helfen, die Beschwerden zu lindern.[6,7,10] Insbesondere Botox-Injektionen sind in den vergangenen Jahren aufgrund ihres nachgewiesenen Effekts immer beliebter geworden.[12]
Bei der Behandlung eines Piriformis-Syndroms werden in der Regel zunächst konservative Maßnahmen angewendet, bevor eine Operation in Betracht gezogen wird. Bei einer konservativen Therapie können physiotherapeutische sowie medikamentöse Mittel eingesetzt werden.
Bei einer medikamentösen Therapie werden oft Schmerzmittel wie Ibuprofen verwendet, um die Beschwerden zu lindern.[10] Obwohl Medikamente in der akuten Phase eines Piriformis-Syndroms helfen können, sind sie auf Dauer machtlos gegen die Beschwerden.[11]
Außerdem kann eine Injektion in das Gesäß helfen, die Beschwerden zu lindern.[6,7,10] Insbesondere Botox-Injektionen sind in den vergangenen Jahren aufgrund ihres nachgewiesenen Effekts immer beliebter geworden.[12]
Häufig kannst Du auch ganz ohne Pillen und Spritzen gegen Deine Gesäßschmerzen vorgehen. Dafür haben wir Dir 4 Tipps zusammengestellt, damit Du weißt, wie Du mit einem Piriformis-Syndrom umgehen kannst.
Vorbeugung
Eine vielversprechende Methode besteht laut Expertenmeinung darin, wiederkehrende Gewebeverletzungen zu vermeiden.[14] Hierfür werden die gleichen Methoden empfohlen, die auch verwendet werden, um Sportverletzungen vorzubeugen.
Bei Kontaktsportarten (zum Beispiel beim Football) solltest Du Verletzungen vorbeugen, indem Du einen geeigneten Gesäßschutz trägst.
Mach regelmäßig Kraftsport, um Deine Muskeln resistenter gegen Verletzungen zu machen.
Vor dem Sport solltest Du Dich immer mit entsprechenden Übungen auf die anstehende Belastung vorbereiten. Beim Kraftsport eignen sich Aufwärmsätze, also Sätze mit wenig Gewicht, und Kardio-Übungen, zum Beispiel leichtes Joggen oder Fahrradfahren.[15]
Im Alltag ist es wichtig, dass Du regelmäßig kurze Sitzpausen einlegst. Hierfür eignet sich ein höhenverstellbarer Schreibtisch. Mit einem höhenverstellbaren Schreibtisch kannst Du der Sitzfalle entgehen und durch das abwechselnde Stehen und Sitzen Deiner Gesäßmuskulatur etwas Gutes tun.
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Vermeide schmerzhafte Aktivitäten
Treten Deine Schmerzen im Po immer bei den gleichen Aktivitäten auf? Dann solltest Du diese Aktivitäten entweder anpassen oder ganz unterlassen, bis sich die Beschwerden gelegt haben.
Wenn Du also trotz Piriformis-Syndrom Joggen und Radfahren willst, solltest Du beobachten, welche Situationen Beschwerden verursachen. Beim Joggen können dies zum Beispiel starke Steigungen oder Gefälle sein.
Es ist außerdem wichtig, Deinem Muskel im Heilungsprozess nicht zu viel abzuverlangen. Also gib nicht direkt Vollgas, wenn Du Schmerzen hast. Die Belastung sollte nur Stück für Stück gesteigert werden, um Deinem Piriformis-Muskel den nötigen Raum zur Erholung zu lassen.
Individuelle Triggerpunkt-Behandlung
Als individuelle Triggerpunkte werden verkrampfte, schmerzempfindliche Bereiche im Muskel bezeichnet. Bei einer Triggerpunkt-Behandlung werden meist Akupunktur oder Stoßwellentherapie verwendet, um die Durchblutung dieser Schmerzpunkte anzuregen und Verspannungen im Muskel zu lösen.
Obwohl die Effektivität dieser Methode nicht abschließend geklärt ist, schwören viele Experten und Betroffene auf eine Triggerpunkt-Behandlung. Probier sie also gern aus, nennenswerte Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten.
Verwende Wärme und Kälte
Eine Kälte- und Wärmetherapie innerhalb eines Therapieschemas hat in einzelnen Studien gegen Symptome des Piriformis-Syndroms geholfen.[16] Besonders die alternierende Anwendung von Hitze und Kälte kann laut Erfahrungsberichten von Betroffenen helfen, die Beschwerden zu lindern.
Dafür kannst Du einen Eisbeutel in ein Küchentuch wickeln und für circa 15 Minuten auf der schmerzhaften Stelle platzieren. Danach nimmst Du ein Wärmepad und legst es für die gleiche Dauer ebenfalls auf die betroffene Stelle. Diese Methode kannst Du alle paar Stunden wiederholen.
Dehnung und Massage
Im Übungsteil haben wir Dir schon zwei mögliche Übungen gezeigt, um Deine Gesäßmuskeln zu dehnen und zu massieren. Erfahrungsberichte zeigen, dass regelmäßige Dehn- und Massage-Einheiten Betroffenen helfen können, ihre Beschwerden zu lindern.
Bislang gibt es nur wenige wissenschaftliche Beweise für die Effektivität dieser Methoden. Dennoch konnten einzelne Studienergebnisse zeigen, dass physiotherapeutische Maßnahmen, die unter anderem auch ein Dehnprogramm beinhalteten, Beschwerden der Probanden lindern konnten.[16,17]
Fazit
Um einem Piriformis-Syndrom entgegenzuwirken, ist es wichtig zu wissen, wo es herkommen kann. Danach kannst Du schon viel über das eigene Verhalten steuern. Wenn Du trotz dieser Tipps und Übungen weiterhin Beschwerden hast, die eventuell sogar schlimmer werden, solltest Du eine Ärztin oder einen Therapeuten aufsuchen.
Wie konntest Du Deine Beschwerden lindern? Schreib uns doch mal in die Kommentare!
Bildcredits: Madigraphics/Depositphotos.com
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