Gesäßschmerzen: Ursachen und was gegen Deine Beschwerden hilft


Von Prof. Dr. rer. medic. Alfred Rucker nach hohen wissenschaftlichen Standards geprüft.
Manchmal war es ganz eindeutig der unbequeme Fahrradsattel oder der harte Bürostuhl, der die Gesäßschmerzen verursacht hat. Teilweise ist es aber gar nicht so einfach zu sagen, warum das Gesäß wehtut.
Wenn Du auch unter Gesäßschmerzen leidest, bist Du hier genau richtig: In diesem Artikel erfährst Du, wo die Schmerzen im Po herkommen können und was Du dagegen tun kannst.
Du leidest unter Muskelverspannungen im Gesäß? Dann haben wir hier 5 effektive Dehnübungen für Dich:
Anatomie: Gesäßmuskeln und Gesäßknochen
Bevor wir uns den Ursachen widmen, sollten wir uns kurz den Gesäßaufbau anschauen. In Deinem Gesäß befinden sich drei Muskeln, nämlich:[1]
der große Gesäßmuskel (Musculus gluteus maximus),
der mittlere Gesäßmuskel (Musculus gluteus medius) und
der kleine Gesäßmuskel (Musculus gluteus minimus).
Zusammen stabilisieren sie mit diversen anderen, kleineren Muskeln Deine Hüfte.[1] Der große Gesäßmuskel streckt außerdem Deinen Oberschenkel und rotiert ihn nach außen.[1] Der kleine und der mittlere Gesäßmuskel bewegen wiederum den Oberschenkel zur Seite.[1] Außerdem befinden sich in den Pobacken Fettpolster, damit Du ohne Schmerzen auf den Sitzbeinhöckern Platz nehmen kannst.

Anatomische Darstellung der drei Gesäßmuskeln
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Woher kommen Schmerzen im Gesäß? 9 mögliche Ursachen und ihre Symptome
Es gibt viele mögliche Gründe, warum Dein Po weh tun kann. Wir haben Dir hier einige der häufigsten Ursachen für Gesäßschmerzen zusammengefasst.
Beachte: Das folgende Kapitel hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzt nicht die ärztliche Abklärung. Bei unklaren Beschwerden solltest Du unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Muskelkater als Ursache von Schmerzen im Po
Sei es die anstrengende Wanderung, die fordernde Po-Übung oder die (zu) gut gemeinte Massage – es gibt viele Gründe für einen Muskelkater im Po.
Im Allgemeinen entsteht ein Muskelkater durch eine muskuläre Überlastung.[2] Dadurch bilden sich winzige Risse im Gesäßmuskel, die der Körper daraufhin versucht zu reparieren und dabei kleine Entzündungen im Muskel auslöst.[2] Dabei dringt Wasser in das Gewebe ein, der Muskel schwillt an, und es entstehen Schmerzen am Po.[2]
Symptome von Muskelkater im Po: Gesäßmuskelverhärtungen, Druck- und Dehnungsschmerzen nach körperlicher Belastung
Bei einem Muskelkater kann sich das Gesäß verhärtet, druck- und dehnungschmerzhaft anfühlen.[3] Klassischerweise sind diese Beschwerden ein bis drei Tage nach der Belastung am ausgeprägtesten.[2] Spätestens nach ungefähr einer Woche sollte der Muskelkater wieder komplett verschwunden sein.[2]
Wenn Du mehr über dieses Thema erfahren möchtest, solltest Du unbedingt in unserem Artikel über Muskelkater vorbeischauen.
Muskelprellungen als Grund für Schmerzen im Gesäß
Muskelprellungen (auch bekannt als Muskelkontusionen oder Muskelquetschungen) entstehen durch stumpfe Gewalteinwirkungen auf den Muskel, beispielsweise durch einen Sturz oder einen Tritt.[4]
Symptome von Muskelprellungen im Gesäß: Starke Schmerzen und Bluterguss
Muskelprellungen sind häufig sehr schmerzhaft und können die Beweglichkeit deutlich einschränken.[4] Da bei Muskelprellungen klassischerweise Blutgefäße unter der Haut verletzt werden, kann sich außerdem ein tast- und sichtbarer Bluterguss am Gesäß bilden.[4]
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Muskelzerrungen, Muskelfaserrisse und Muskelrisse als Ursache von Gesäßschmerzen
Diese Verletzungen entstehen durch eine Überdehnung des Muskels.[4] Der Grund ist in der Regel eine plötzliche Maximalbelastung des Muskels, beispielsweise ein abruptes Beschleunigen oder Abbremsen beim Fußball oder Tanzen.[4]
Symptome von Muskelzerrungen, Muskelfaserrissen und Muskelrissen im Gesäß: Krampfartige oder stechende Schmerzen im Gesäß
Abhängig vom Ausmaß der Verletzung können dabei unterschiedliche Beschwerden entstehen:[3,5]
Die geringste Ausprägung ist die Muskelzerrung, bei der die kleinen Funktionseinheiten der Muskelfasern, die sogenannten Myofibrillen, verletzt werden. Bei einer Zerrung entstehen klassischerweise rasch zunehmende, krampfartige Schmerzen in den Gesäßmuskeln. Eine spindelförmige Verdickung am Ort der Verletzung ist ebenfalls möglich.
Bei einer ausgeprägteren Verletzung, dem sogenannten Muskelfaserriss, reißen einzelne Muskelfasern. Das führt klassischerweise zu stechenden Schmerzen in der Gesäßmuskulatur. Schnelle Bewegungen sind häufig nicht mehr möglich, und es kann sich ein Bluterguss unter der Haut bilden.
Die ausgeprägteste Form ist der sogenannte Muskelriss, bei dem ein Muskel teilweise oder komplett reißt. Das Resultat sind klassischerweise massive Schmerzen. Ausgeprägte Bewegungseinschränkungen sowie Blutergüsse am Ort der Verletzung sind ebenfalls typisch.
Piriformis-Syndrom (Deep Gluteal Syndrome) als Grund für Schmerzen im Po
Benannt wurde das Piriformis-Syndrom nach einem tiefen Gesäßmuskel, dem sogenannte Musculus piriformis. Sobald dieser Muskel auf den Hüftnerv (auch bekannt als Ischiasnerv) drückt, können verschiedene Beschwerden entstehen.[6]
Übrigens: Mittlerweile konnten auch andere tiefe Gesäßmuskeln als Ursache für die Schmerzen in der Pobacke ausgemacht werden, weswegen viele Experten die Bezeichnung Deep Gluteal Syndrome bevorzugen.[7]
Häufige Auslöser sind Verletzungen des Gesäßes, exzessives und/oder einseitiges Sitzen (beispielsweise auf der Brieftasche), ein übermäßiges Gesäßtraining und anatomische Besonderheiten.[6,8,9]
Symptome vom Piriformis-Syndrom: Ausstrahlende Schmerzen im Gesäß beim Sitzen oder bei Bewegung und Empfindungsstörungen
Es entstehen (häufig einseitige) Beschwerden im Po, die klassischerweise beim Sitzen und bei Bewegung zunehmen.[10] Typische Beschwerden sind:[10]
Schmerzen im Gesäß, die über die Beinrückseite bis in den Fuß ziehen können
Empfindungsstörungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühle
Wenn Du noch mehr über dieses Thema erfahren möchtest, solltest Du unbedingt in unserem Artikel über das Piriformis-Syndrom vorbeischauen.

Darstellung der tiefen Gesäßmuskeln
Iliosakralgelenk-Syndrom (ISG-Syndrom) als Ursache von Gesäßschmerzen
Bei einem ISG-Syndrom gehen die Schmerzen vom sogenannten Iliosakralgelenk (kurz ISG) aus, also dem Gelenk zwischen dem Kreuzbein und dem Darmbein.[11] Die Bezeichnung ISG-Blockade wird mittlerweile seltener verwendet, da es sich beim ISG-Syndrom wahrscheinlich um keine “echte” Blockade (also Bewegungseinschränkung) des ohnehin kaum beweglichen Iliosakralgelenks handelt.[12]
Studien zufolge ist es wahrscheinlicher, dass muskuläre Verspannungen die Beschwerden verursachen.[12] Diese entstehen beispielsweise durch Beinlängendifferenzen, Schwangerschaften, körperlich fordernde oder ungewohnte Tätigkeiten oder vorherige Operationen am unteren Rücken.[11]
Symptome vom ISG-Syndrom: Ausstrahlende, einseitige Schmerzen im unteren Rücken und Gesäß sowie Empfindungsstörungen
Die meistens einseitigen Beschwerden treten oft nach einer Rotationsbewegung des Rumpfes auf.[4,11] Belastungen der Iliosakralgelenke können die Beschwerden zusätzlich verschlimmern, also beispielsweise beim Treppensteigen, beim Joggen oder beim seitlichen Liegen.[11] Einige häufige Beschwerden sind:[11]
Schmerzen im unteren Rücken und Gesäß, die über die Oberschenkelrückseite bis in die Kniekehle strahlen können
Empfindungsstörungen wie Taubheit und Kribbeln
Bewegungseinschränkungen im unteren Rücken und in der Hüfte
Wenn Du noch mehr über das Thema erfahren möchtest, solltest Du unbedingt bei unserem Artikel über ISG-Blockade vorbeischauen.
Bandscheibenvorfall als Grund für Schmerzen im Gesäß
Eine Bandscheibe besteht aus einem äußeren Faserring und einem weichen Gallertkern.[3] Bei einem Bandscheibenvorfall reißt der äußere Faserring, wodurch der Gallertkern heraustreten und auf einen Nerv oder das Rückenmark drücken kann.[3]
Dabei gibt es viele Faktoren, die einen Bandscheibenvorfall begünstigen können, unter anderem Bewegungsmangel, körperlich anstrengende Tätigkeiten, Übergewicht,Rauchen und Stress.[13]

Links: Unauffällige Bandscheibe. Rechts: Bandscheibenvorfall
Symptome vom Bandscheibenvorfall: Ausstrahlende Kreuzschmerzen und Empfindungsstörungen
Obwohl Bandscheibenvorfälle auch in der Hals- und der Brustwirbelsäule auftreten können, entstehen sie meistens in der Lendenwirbelsäule.[3] Dabei können unterschiedliche Beschwerden auftreten:[3]
Übrigens: Viele Bandscheibenvorfälle sind vollkommen beschwerdefrei.[14,15,16]
Schmerzen im unteren Rücken, die über das Gesäß bis ins Bein ziehen können (auch bekannt als Lumboischialgie). Häufig können bestimmte Aktionen wie Husten oder Niesen die Schmerzen verschlimmern.
Empfindungsstörungen wie Taubheit oder Kribbeln
Muskelschwäche und Lähmungserscheinungen
Wenn Du mehr über dieses Thema erfahren möchtest, solltest Du unbedingt bei unserem Artikel über Bandscheibenvorfälle vorbeischauen.
Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) als Auslöser von Gesäßschmerzen
Morbus Bechterew (auch bekannt als Spondylitis ankylosans) ist eine chronische Erkrankung, die meist im Alter zwischen 15 und 45 Jahren beginnt.[3] Dabei entstehen Entzündungen der Wirbelsäule und der Kreuzbein-Darmbein-Gelenke, die im Verlauf zu einer Verknöcherung der gesamten Wirbelsäule führen können.[4] Auslöser soll in den meisten Fällen eine bakterielle Infektion bei genetischer Veranlagung sein.[4]
Symptome beim Morbus Bechterew: Kreuz- und Gesäßschmerzen und Bewegungseinschränkungen der Wirbelsäule
Bei einem Morbus Bechterew können unterschiedliche Beschwerden auftreten, die im Krankheitsverlauf häufig zunehmen:[4]
Kreuz- und Gesäßschmerzen, die häufig nachts auftreten
Geschwollene Extremitätengelenke, vor allem der Kniegelenke
Bewegungseinschränkungen der Wirbelsäule
Die Erkrankung beginnt in der Regel im unteren Teil der Wirbelsäule und schreitet kopfwärts fort.[4] Bei einer Beteiligung der Brustwirbelsäule kann es ebenfalls zu Atembeschwerden kommen.[4] Teilweise können auch Entzündungen in anderen Körperteilen wie den Augen oder dem Darm auftreten.[3]
Wenn Du noch mehr über dieses Thema erfahren möchtest, solltest Du unbedingt bei unserem Artikel über Morbus Bechterew vorbeischauen.
Pilonidalsinus (Sinus pilonidalis) als Ursache von Schmerzen am Steißbein
Derzeit gehen Wissenschaftler davon aus, dass beim Pilonidalsinus (auch Sinus pilonidalis und im Volksmund Steißbeinfistel genannt) abgebrochene Haare durch die Bewegungen der Pobacken in die Haut der Steißbeinregion eindringen.[17] Nach einer Weile kann dort ein entzündlicher Abszess entstehen, der weitere Gänge an die Hautoberfläche bilden kann.[17]
Zu den möglichen Risikofaktoren gehören exzessives Sitzen, eine genetische Veranlagung, Übergewicht, starke Körperbehaarung und starkes Schwitzen.[17]
Symptome vom Pilonidalsinus: Schwellungen und Schmerzen am Steißbein
Der Pilonidalsinus kann abhängig der Ausprägung unterschiedliche Beschwerden verursachen:[17]
Bei der asymptomatischen Form sind Betroffene vollkommen beschwerdefrei. Das einzige Zeichen sind die Öffnungen der kleinen Gänge in der Steißbeinregion.
Sollte sich ein Abszess gebildet haben, können Schwellungen und Steißbeinschmerzen auftreten.
Im chronischen Stadium produzieren die Gänge in der Steißbeinregion häufig eitrige Absonderungen.
Wenn Du mehr über dieses Thema erfahren möchtest, solltest Du unbedingt bei unserem Artikel über Steißbeinfisteln vorbeischauen.
Spinalkanalstenose als Grund von Gesäßschmerzen
Eine Spinalkanalstenose ist eine Verengung des Wirbelkanals.[18] Dabei werden die Nervenbahnen (meistens verschleißbedingt) zusammengedrückt, was zu unterschiedlichen Beschwerden führen kann.[18] Prinzipiell kann die Spinalkanalstenose überall entlang des Wirbelkanals auftreten, am häufigsten entsteht sie aber an der Lendenwirbelsäule.[18]

Links: Unauffälliger Spinalkanal. Rechts: Spinalkanalstenose bedingt durch unterschiedliche degenerative Veränderungen
Symptome von Spinalkanalstenose: Bewegungsabhängige Rückenschmerzen und Empfindungsstörungen
Klassische Beschwerden einer Spinalkanalstenose in der Lendenwirbelsäule sind:[3]
Rückenschmerzen über dem Po, die ein- oder beidseitig in das Gesäß und die Beine ausstrahlen können
Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Taubheits-, Schwere- und Schwächegefühle in den Beinen
Da der Spinalkanal enger wird, sobald sich Betroffene nach hinten lehnen, und weiter, wenn sie sich nach vorn beugen, sind manche Aktivitäten unangenehmer als andere. So ist längeres Laufen und Stehen häufig schmerzhaft – Sitzen, Liegen, und Fahrradfahren ist dagegen häufig kein Problem.[3]
Wenn Du mehr über dieses Thema erfahren möchtest, solltest Du unbedingt in unserem Artikel über Spinalkanalstenose vorbeischauen.
Diagnose von Gesäßschmerzen
Für die Diagnose fragt Dich Dein Arzt in der Regel zunächst nach Deiner Krankengeschichte, also beispielsweise, welche Beschwerden Du hast und wann sie begonnen haben. Danach folgt in der Regel eine körperliche Untersuchung, in der Dein Arzt zum Beispiel nach äußerlichen Auffälligkeiten oder Bewegungseinschränkungen suchen kann.[4]
In einigen Fällen können danach weitere Untersuchungen notwendig sein, beispielsweise Bluttests oder radiologische Verfahren wie Röntgen-, MRT- oder Ultraschall-Untersuchungen.[4]
Was hilft gegen Schmerzen im Gesäß?
Es gibt viele Methoden, die bei Poschmerzen helfen können. Im Allgemeinen ist die Therapie abhängig von der entsprechenden Ursache.
Wann solltest Du einen Arzt aufsuchen?
Wahrscheinlich hat jeder Mensch irgendwann mal Gesäßschmerzen, und nicht immer steckt eine Erkrankung dahinter. Dennoch gibt es einige Beschwerden, bei denen Du einen Arzt aufsuchen solltest. Einige haben wir Dir hier zusammengestellt:
Neurologische Beschwerden, wie Taubheit oder Schwäche in den Beinen
Ungewöhnliche zusätzliche Beschwerden, wie Fieber, oder Inkontinenz
Starke Funktionseinschränkungen beim Laufen, Stehen oder Sitzen
Andauernde oder schlimmer werdende Beschwerden
Beachte: Diese Aufzählung hat weder den Anspruch auf Vollständigkeit noch ersetzt sie eine professionelle Abklärung. Bei unklaren Beschwerden solltest Du unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Was kannst Du gegen Gesäßschmerzen tun?
Die ärztliche Behandlung ist abhängig von der entsprechenden Ursache. Dabei können beispielsweise Physiotherapie, Medikamente oder sogar Operationen notwendig sein.
Für eine genauere Beschreibung der Behandlungsmöglichkeiten solltest Du nach erfolgter ärztlicher Diagnose in dem entsprechenden Ergotopia-Artikel vorbeischauen.
Häufig kannst Du aber auch selbst gegen die Beschwerden vorgehen. Im Folgenden zeigen wir Dir zwei Methoden, die Dir bei vielen Gesäßschmerzen helfen können.
Maßnahmen nach Verletzungen: PEACE und LOVE
Direkt nach einer Verletzung solltest Du Deinem Gesäß Frieden und Liebe schenken – oder besser gesagt PEACE und LOVE. Diese beiden englischen Akronyme fassen die empfohlenen Maßnahmen direkt nach der Verletzung (PEACE) und nach einigen Tagen (LOVE) zusammen.[19]
Direkte nach der Verletzung brauchst Du zunächst PEACE:[19]
(P)rotect (Schonung): Du solltest Deinem verletzen Muskel für ein bis drei Tage Ruhe gönnen und schmerzhafte Bewegungen vermeiden, damit die Verletzung heilen kann.
(E)levate (Hochlagern): Im Allgemeinen solltest Du Deinen verletzten Körperteil höher als Dein Herz heben, um die Schwellung zu verringern. Da dies bei einer Gesäßverletzung vergleichsweise schwierig umzusetzen ist, ist dieser Schritt optional.
(A)void anti-inflammatory modalities (Vermeide entzündungshemmende Modalitäten): Die Entzündungsreaktion Deines Körpers ist wichtig für die Wundheilung. Deswegen solltest Du nach einer Verletzung, wenn möglich, auf entzündungshemmende Medikamente verzichten.
(C)ompression (Kompression): Lege direkt nach der Verletzung eine Bandage oder Ähnliches mit mäßiger Spannung an der verletzten Stelle an, um die Schwellungen zu reduzieren und eventuelle Blutungen zu stoppen.
(E)ducate (Aufklärung): Betroffene sollten darüber aufgeklärt werden, dass Bewegung nach einer Verletzung in der Regel hilfreicher ist als passive Maßnahmen wie Massagen oder Akupunktur.
Nach einigen Tagen voller PEACE ist nun LOVE an der Reihe:[19]
(L)oad (Belastung): Sobald es Deine Beschwerden zulassen, solltest Du Deinen Muskel wieder belasten, da dies die Wundheilung unterstützen kann.
(O)ptimism (Optimismus): Psychologische Faktoren wie Angst oder Katastrophisieren können den Heilungsprozess behindern. Deswegen solltest Du stets so positiv und optimistisch wie möglich bleiben.
(V)ascularisation (Vaskularisierung): Sobald Deine Beschwerden es zulassen, solltest Du Aktivitäten in Deinen Tag einbauen, die Dein Herz-Kreislauf-System anregen. Dazu gehören beispielsweise Joggen oder Spaziergänge. Solche Aktivitäten fördern die Durchblutung im verletzten Gesäß und können dadurch den Heilungsprozess beschleunigen.
(E)xercise (Übungen): Po-Übungen, die Du ohne Schmerzen machen kannst, können die Beweglichkeit und Kraft Deines Gesäßes verbessern und vor wiederkehrenden Verletzungen schützen.
Wärme und Kälte bei Gesäßschmerzen
Sowohl Wärme als auch Kälte können bei Gesäßschmerzen helfen. Als Faustregel ist Kälte hilfreich bei akuten Schmerzen, die durch eine Verletzung oder eine Entzündung entstanden sind, Wärme hilft wiederum eher bei Muskelverspannungen und chronischen Beschwerden.[4]
Beachte: Wärme und Kälte können zwar die Beschwerden lindern, die Ursachen lassen sich so aber nicht behandeln.
Für eine Kältebehandlung eignen sich beispielsweise in ein dünnes Tuch gewickelte Eisbeutel oder in kaltem Wasser getränkte Handtücher.[4] Für eine Wärmebehandlung kannst Du beispielsweise eine Wärmepackung oder ein warmes, feuchtes Handtuch verwenden.[4]
5 effektive Dehnübungen gegen Muskelverspannungen im Po
Bei verspannten Muskeln können Dehnübungen hilfreich sein. Dabei solltest Du immer darauf achten, dass die Dehnung zwar spürbar, aber nicht schmerzhaft ist.
In diesem Video zeigen wir Dir 5 effektive Dehnübungen bei Gesäßverspannungen.
Weitere Übungen und Tipps, rund um das Thema Gesundheit, findest Du auf unserem YouTube-Kanal.
Im Folgenden wollen wir Dir die 5 Übungen auch noch mal einzeln vorstellen.
Vierer-Figur (Figure 4) als effektive Übung bei Gesäßschmerzen
Lege Dich auf den Rücken.
Winkle Dein linkes Bein an, und platziere Deinen rechten Knöchel auf Deinen linken Oberschenkel, knapp oberhalb des Knies.
Ziehe den linken Oberschenkel zu Dir heran. Dabei solltest Du eine Dehnung in der rechten Gesäßmuskulatur spüren. Dein unterer Rücken bleibt während der gesamten Übung auf dem Boden.
Halte diese Position für 45 Sekunden.
Taube (Pigeon) bei Muskelverspannungen im Po
Setze Dich auf den Boden.
Platziere Dein linkes Bein vor Dir. Dein linkes Knie ist dabei um ungefähr 90 Grad angewinkelt.
Strecke Dein rechtes Bein nach hinten aus, sodass Dein rechtes Knie Kontakt zum Boden hat. Du solltest nun eine Dehnung in Deiner linken Gesäßmuskulatur spüren. Stütze Dich dabei mit Deinen Fingerspitzen seitlich auf, und halte Deinen Oberkörper aufrecht.
Halte diese Position für 45 Sekunden.
Innenrotation (Internal Rotation) gegen Schmerzen im Gesäß
Lege Dich auf den Rücken. Winkle Deine Knie leicht an, und stelle Deine Füße etwas breiter als hüftbreit auf.
Lege Deinen linken Knöchel auf Deinen rechten Oberschenkel, knapp oberhalb des Knies.
Bewege Deine Knie nach links. Deinen Oberkörper drehst Du tendenziell eher nach rechts, damit Dein Rücken möglichst stabil auf dem Boden bleibt. Dabei solltest Du eine Dehnung in der rechten Hüfte spüren. Du kannst Dich mit den Händen seitlich abstützen.
Halte diese Position für 45 Sekunden
Knie zur Brust (Knee to Chest) bei Gesäßverspannungen
Lege Dich mit flachem Rücken auf den Boden.
Ziehe Dein linkes Knie mit den Händen zur Brust heran. Das rechte Bein liegt ausgestreckt auf dem Boden. Dabei solltest Du eine Dehnung in der linken Gesäßhälfte spüren.
Halte diese Position für 45 Sekunden.
Knie-Umarmung (Knee hug) bei Muskelverspannungen im Gesäß
Setze Dich auf den Boden. Stelle Deinen linken Fuß außen neben das ausgestreckte rechte Bein.
Greife um den linken Unterschenkel, und ziehe ihn mit Deinen Unterarmen zu Dir heran. Du solltest eine Dehnung in der linken Gesäßhälfte spüren. Dein Rücken ist während der gesamten Übung aufgerichtet.
Halte diese Position für 45 Sekunden.
Fazit
Wahrscheinlich hat jeder Mensch irgendwann mal Gesäßschmerzen, und in vielen Fällen können sie zu Hause behandelt werden. Dennoch solltest Du bei auffälligen Beschwerden unbedingt einen Arzt aufsuchen, um eine geeignete Therapie zu erhalten.
Wir hoffen, dass Dir der Artikel gefallen hat und wünschen Dir und Deinem Gesäß eine gute Besserung.
Wie hast Du Deine Gesäßschmerzen lindern können? Schreib uns doch mal in den Kommentaren!
Bildcredits: neilld/Depositphotos.com, medicalstocks/Depositphotos.com, Madigraphics/Depositphotos.com, Axel_Kock/Depositphotos.com
[1] Paulsen F, Waschke J. Sobotta Atlas der Anatomie des Menschen. 23th ed. München: Elsevier; 2010.
[3] Breusch S, Clarius M, Mau H, Sabo D. Klinikleitfaden Orthopädie Unfallchirurgie. 9th ed. Amsterdam: Elsevier. 2019.
[4] Niethard FU, Pfeil J, Biberthaler P. Orthopädie und Unfallchirurgie. 9th ed. Stuttgart: Thieme. 2022.
[5] Muskelzerrung [Internet]. Bonn: Gesund.bund.de. 2021 Jun 02 [Letzter Abruf: 2023 Jul 20]. URL: https://gesund.bund.de/muskelzerrung.
[11] Sacroiliac Joint Dysfunction Symptoms and Causes [Internet]. Deerfield: Spine Health. 2018 Jul 02 [Letzter Abruf: 2023 Jul 20]. URL: https://www.spine-health.com/conditions/sacroiliac-joint-dysfunction/sacroiliac-joint-dysfunction-symptoms-and-causes.
[18] Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). Spezifischer Kreuzschmerz. URL: https://register.awmf.org/assets/guidelines/033-051l_S2k_Spezifischer_Kreuzschmerz_2018-02-abgelaufen.pdf. Letzter Abruf: 20.12.22