Handgelenkschmerzen: Mögliche Ursachen, Hausmittel und wann Tapen helfen kann


Von Prof. Dr. rer. medic. Alfred Rucker nach hohen wissenschaftlichen Standards geprüft.
Vielleicht kennst Du das ja: Manchmal kommen sie plötzlich und stechend, manchmal ziehend und langsam anbahnend. Manchmal sind sie nur auf das Handgelenk beschränkt, und manchmal wandern sie bis in Arm oder Schulter.
Wenn auch Dein Handgelenk weh tut, dann lies jetzt weiter. Denn welche Ursachen Handgelenkschmerzen haben können, welche Hausmittel es gibt und was jetzt Deine Beschwerden lindern kann, erfährst Du in diesem Artikel.
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Ursachen und Risikofaktoren: Was kann Handgelenkschmerzen verursachen?
Risikofaktoren
Es gibt mehrere Risikofaktoren für Handgelenkschmerzen. Laut derzeitiger Studienlage sind das insbesondere folgende:[1]
Hohe körperliche Belastung: Häufig durch harte, körperliche Arbeit, zum Beispiel bei Maurern, Stahlarbeitern oder aber bei Sportlern. Ein klassisches Beispiel sind schmerzende Handgelenke bei der Ausführung von Liegestützen, die Anfänger oftmals durch das ungewohnte Aufstützen bekommen.
Hohe psychische Belastung: Schmerzempfinden hat häufig auch einen psychischen Aspekt. Beispiele sind Unzufriedenheit, Depressionen oder Stress.
Geschlecht: Frauen haben laut einzelner Studien eine fast dreimal so hohe Wahrscheinlichkeit, an Handgelenkschmerzen zu leiden. Der genaue Ursprung dieses Phänomens ist nicht bekannt, obwohl manchmal Unterschiede im weiblichen Körperbau verantwortlich gemacht werden.[2,3]
Fortgeschrittenes Alter: Altersbedingte strukturelle Veränderungen des Handgelenks können Risikofaktoren für Handgelenkschmerzen sein.
Ursachen
Beachte: Die nachfolgenden Informationen dienen lediglich zur groben Einschätzung und ersetzen keineswegs eine ärztlich-therapeutische Untersuchung.
Die professionelle Abklärung: Bei einer ärztlich-therapeutischen Untersuchung ist zunächst die Krankheitsgeschichte wichtig, um die Ursache für Deine Handgelenkschmerzen zu ermitteln.
Wie lange hast Du die Beschwerden schon? Bist Du gefallen oder hast Du Dich gestoßen? Gibt es Begleiterscheinungen, zum Beispiel Schwellungen oder Empfindungsstörungen? Sind die Schmerzen auf das Handgelenk beschränkt oder reichen sie bis in die Hände oder Arme?
Danach können andere diagnostische Mittel, wie zum Beispiel klinische Tests, ein Blutbild oder unterschiedliche radiologische Methoden (wie zum Beispiel ein Röntgen oder ein MRT) eingesetzt werden, um eine mögliche körperliche Erkrankung für Deine Handgelenkschmerzen zu ermitteln.[4]
Karpaltunnelsyndrom
Bei einem Karpaltunnelsyndrom ist der sogenannte Mittelarmnerv eingeklemmt. Dadurch entstehen Beschwerden im Versorgungsgebiet des Nervs, also in der Hand (genauer gesagt in Daumen, Zeige- und Mittelfinger und in einem Teil des Ringfingers) und im Handgelenk. In den schlimmsten Fällen können die Beschwerden aber auch bis in den Arm und die Schulter ziehen.[5]
Leitsymptome sind Taubheitsgefühle, Kribbeln, Kraftverlust und stromschlagartige Schmerzen. Diese treten meist zunächst in der Seite der dominanten Hand auf, beidseitige Beschwerden sind im längerfristigen Verlauf jedoch typisch. Die Symptome machen sich meistens abends und nachts bemerkbar. Sie können daher zu Schlafstörungen führen.[6,7]
Sehnenscheidenentzündung
Bei dieser Erkrankung kommt es, wie der Name schon vermuten lässt, zu einer Entzündung der Sehnenscheide. Sehnenscheiden umhüllen Sehnen, also Bänder, die Knochen und Muskeln verbinden.[8]
Häufige Symptome sind stechende oder ziehende Schmerzen im Handgelenk, die bis in den Unterarm ausstrahlen können. Diese machen sich vorerst meist nur bei Bewegung, insbesondere bei Drehbewegungen des Handgelenks, bemerkbar, können später aber auch im Ruhezustand auftreten.
Weitere klassische Beschwerden im Handgelenk sind ein hörbares Knirschen oder Reiben, Schwellungen, Rötungen und Überwärmungen.[8]
Sollten die Schmerzen besonders innen am daumenseitigen Handgelenk und Daumen auftreten, ist auch eine sogenannte Tendovaginitis de Quervain möglich. Bei dieser Sonderform kommt es zu einer Entzündung im Strecksehnenfach des Daumens.[9]
Arthrose
Insbesondere bei älteren Menschen kommt es häufig zu Veränderungen an den Gelenken, einer sogenannten Arthrose. Eine Arthrose in den Handgelenken tritt vergleichsweise seltener auf als zum Beispiel in Finger-, Knie-, Hüft- oder Schultergelenken. Trotzdem sollte diese Diagnose bei charakteristischen Symptomen in Betracht gezogen werden.[10]
Klassische Symptome sind Schmerzen, morgendliche Gelenksteifigkeit (die in der Regel im Tagesverlauf zurückgeht), geschwollene Handgelenke, allgemeine Bewegungseinschränkungen sowie ein hörbares Knirschen bei Bewegung. Typisch sind außerdem belastungsabhängige Beschwerden, die im fortgeschrittenen Stadium auch in Ruhestellung auftreten können.[11,12]
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Rheumatoide Arthritis
Solltest Du insbesondere Schmerzen beim Beugen oder Abstützen des Handgelenks haben, könnte dies durch eine rheumatoide Arthritis, also eine Entzündung der Gelenke, bedingt sein.
Andere klassische Zeichen sind geschwollene Gelenke (häufig die Fingergelenke), morgendliche Gelenksteifigkeit, Bewegungseinschränkungen sowie schmerzfreie Knubbel an den Gelenken, sogenannte Rheumaknoten.[13]
Ganglion
Ein Ganglion (auch bekannt als Überbein) ist eine flüssigkeitsgefüllte Struktur, die mit der Gelenkkapsel oder Sehnenscheide verbunden ist. Ganglien kann man meist anhand ihrer rundlichen Form erkennen. Diese befinden sich meistens oben oder unten am Handgelenk.
Wie genau diese Struktur entsteht, ist unbekannt. Unter Verdacht stehen aber Spontanbildungen und chronische Reizzustände.
Obwohl sie häufig keine Beschwerden verursachen, sind Schmerzen und Taubheitsgefühle möglich.[14]
Fraktur
Bist Du vielleicht gestürzt? Dann könnte Dein Handgelenk auch gebrochen sein, besonders wenn Du beim Aufprall ein Knacken im Handgelenk gehört hast. Häufige Zeichen eines Knochenbruchs sind Schmerzen, eine Schwellung des Handgelenks oder Fehlstellungen der Knochen.
Die meisten Handgelenksbrüche entstehen in der Speiche (Radius). Bei diesem Bruch werden Schmerzen besonders bei Drehbewegungen von Unterarm und Hand verstärkt.[15]
Wenn Du nach einem Unfall dagegen Schmerzen an der Handwurzel hast, kann auch ein Handwurzelknochen gebrochen sein. Die Schmerzen bei der häufigsten Handwurzelknochen-Fraktur, der des Kahnbeins, sind klassischerweise am seitlichen, handgelenksnahen Daumen.[16]
6 Tipps und Hausmittel: Was hilft bei Handgelenkschmerzen?
Die Behandlung von Handgelenkschmerzen ist in der Regel von der Ursache abhängig.
Hast Du durch die Liste schon einen Verdacht, welche Ursache Deine Handgelenkschmerzen haben könnten oder wurde Dir bereits eine ärztliche Diagnose gestellt?
Dann kannst Du auf die Links der entsprechenden Ergotopia-Blog-Artikel im vorherigen Kapitel klicken oder uns auf unserem YouTube-Kanal besuchen. Dort findest Du viele Hausmittel, Übungen und Tipps, um die Schmerzen in Deinem speziellen Fall zu lindern.
Nachfolgend erhältst Du außerdem 6 erprobte Tipps und Hausmittel, die gegen eine Vielzahl von Handgelenkschmerzen helfen können. Aber denk dran: Sie sind nur ein Hilfsmittel und ersetzen keinen ärztlichen Ratschlag.
Sollten folgende Kriterien auf Dich zutreffen, solltest Du unverzüglich Arzt oder Ärztin kontaktieren:[17]
Langanhaltende, starke Schmerzen im Handgelenk, die eventuell sogar schlimmer werden
Empfindungsstörungen (zum Beispiel Taubheitsgefühle)
Benommenheits- oder Schwindelgefühle aufgrund der Schmerzen
Deutliche Bewegungseinschränkungen oder Probleme beim Greifen
Farbveränderungen an Deinem Handgelenk
Du hast ein Geräusch gehört, als Du Dich verletzt hast
Du leidest unter Diabetes mellitus
Vorbeugung
Auch bei Handgelenkschmerzen gilt: Vorbeugen ist das beste Mittel, um Beschwerden überhaupt erst zu vermeiden.
Eine Vorbeugung beinhaltet die Bestimmung der Risikofaktoren im eigenen Leben. Das kann durch eigene Beobachtungen und auch durch Recherche passieren, so wie Du es in diesem Moment tust.
Da Vorbeugung und Behandlung von Handgelenkschmerzen häufig ähnlich aussehen, lies Dir nachfolgende Tipps durch!
Gönne Deinen Handgelenken häufiger eine Pause
Oft entstehen Handgelenkschmerzen durch übermäßige und monotone Bewegungsabläufe. Du kannst dem Einhalt gebieten, indem Du Deinen Gelenken gelegentlich eine Pause gönnst.
Hände wechseln
Verrichtest Du regelmäßig Tätigkeiten, die Du auch mit der anderen Hand erledigen könntest? Dann versuch doch mal, die Hände zu wechseln! Probier zum Beispiel häufiger mal, mit der schwächeren Hand zu essen oder die PC-Maus zu bedienen.
Bewusst Pausen einlegen
Gönne Deinen Handgelenken zwischen belastenden Tätigkeiten genügend Ruhepausen. Wenn Du viel am PC arbeitest, kannst Du zum Beispiel jede Stunde eine kurze Pause einlegen und Dehnübungen durchführen.
Sofort-Tipp: Auch bei Handgelenken ziehen sich Gegensätze häufig an. Denn nach längerem, statischen Abknicken der Handgelenke kann es oft Wunder wirken, das Handgelenk in die entgegengesetzte Richtung zu dehnen oder ein wenig kreisen zu lassen.
Stärke Deine Handgelenke
Handgelenkschmerzen entstehen häufig durch ein unausgeglichenes Verhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit: Wenn die Belastung auf Deine Handgelenke größer ist als die Belastbarkeit, kann das zu Schmerzen führen.[18,19]
Du kannst also entweder die Belastung heruntersetzen oder die Belastbarkeit erhöhen. Du willst wissen, wie Du das schaffst? In diesem Video zeigen wir Dir vier Übungen, mit denen Du Deine Handgelenke stärken kannst.
Verändere etwas an Deinem Alltag
Wenn Du täglich viel am PC arbeitest, lohnt sich die Verwendung einer Handgelenkauflage für Tastatur und Maus, um Deine Handgelenke zu entlasten. Benutze außerdem eine ergonomische Maus und Tastatur, um dem sogenannten Mausarm, einer typischen Bürokrankheit, vorzubeugen.
Und wenn wir schon im Büro sind: Auch ein höhenverstellbarer Schreibtisch kann bei Handgelenkschmerzen helfen.
Viele Schreibtische in Büros haben eine einheitliche Höhe für alle. Aber Menschen sind nun mal nicht alle gleich groß. Ist der Tisch zu hoch oder zu niedrig für Dich, sind Hand und Handgelenk nicht auf einer Linie. Dein Handgelenk knickt also nach oben oder unten ab, wenn Du Deine Maus bedienst.
Mit einem höhenverstellbaren Schreibtisch kannst Du immer die perfekte Höhe einstellen, um eine neutrale Stellung der Handgelenke zu gewährleisten. Eine neutrale Haltung der Handgelenke kann helfen, um Deine Handgelenke nicht unnötig zu belasten.[6]
Um das Handgelenk zu stabilisieren und ein Abknicken zu vermeiden, kann auch eine Handgelenkschiene hilfreich sein, die Du in den meisten Apotheken rezeptfrei bekommen kannst.
Es mag bequemer sein, Deine Handgelenkschmerzen ausschließlich mit Salben oder Pillen zu bekämpfen. Damit bekämpfst Du aber lediglich die Symptome und nicht die Ursachen dahinter. So riskierst Du das erneute Auftreten der Beschwerden.
Verwende Hilfsmittel, um Aufgaben zu bewältigen
Manchmal ist es gar nicht so einfach, den Alltag zu Gunsten seiner Handgelenke zu verändern. Besonders, wenn man seine Handgelenke ständig bei der Arbeit (zum Beispiel das Verwenden von Tastatur und Maus) oder während der Ausführung eines Hobbys (zum Beispiel beim Musizieren) beansprucht.
Also verwende Hilfsmittel, um Dir Dein Leben leichter zu gestalten: Bevor Du also an einem fest verschlossenen Marmeladenglas verzweifelst, besorge Dir einen mechanischen Deckelöffner. Und wenn Dir die Bedienung eines Schraubenziehers Schmerzen bereitet, besorge Dir einen Akku-Schrauber.
Versteh mich nicht falsch — Bewegung ist gut für Dich. Aber Du solltest beobachten, ob bestimmte Bewegungen schmerzhaft für Deine Handgelenke sind. Diese kannst Du dann durch geeignete Hilfsmittel angenehmer gestalten, um Deinen Handgelenken eine notwendige Pause zu ermöglichen.
Kühle oder wärme das betroffene Handgelenk
Es ist eine der häufigsten Fragen, die man sich bei Handgelenkschmerzen stellt: Was hilft besser, Kälte oder Wärme? Die Antwort: Es kommt darauf an.
Solltest Du unter akuten Schmerzen leiden, zum Beispiel bei einer Verletzung, kann Kälte helfen. Kälte kann nämlich die Blutversorgung reduzieren und so die Schwellung und Entzündung lindern.[20]
Wickle einen Eisbeutel (oder etwas Ähnliches, wie einen Beutel Tiefkühlerbsen) in ein Handtuch und leg ihn für 20 Minuten auf das Handgelenk. Du kannst diese Methode nach Bedarf alle zwei bis drei Stunden wiederholen.
Wenn es sich um einen chronischen Schmerz handelt, kann wiederum Wärme helfen. Bei einer Wärmetherapie wird die Durchblutung angeregt, wodurch Nährstoffe und Sauerstoff an das schmerzende Gelenk gelangen können.[20]
Hierfür kannst Du zum Beispiel ein warmes, nasses Handtuch für 30 Minuten auf Dein schmerzendes Handgelenk legen, bis sich der Schmerz gelegt hat.
Vermeide diese Schritte bei Handgelenkschmerzen:[17]
Verwende kein Ibuprofen in den ersten 48 Stunden nach einer Verletzung
Verwende keine Wärmepads, heißen Bäder oder Ähnliches für die ersten zwei bis drei Tage nach einer Verletzung
Heb keine schweren Objekte und greif nichts zu fest an
Wann sollte man sich das Handgelenk tapen?
Bei Handgelenkschmerzen wird häufig das Tapen des Handgelenks empfohlen. Jedoch ist die Effektivität der Tapes in vielen häufig angewendeten Szenarien nicht ausreichend belegt. Einzelne Studien beschreiben jedoch eine Reduktion der Schmerzwahrnehmung im Falle von:[21-27]
Sehnenscheidenentzündung
Tendovaginitis de Quervain
Mausarm
Arthrose
Unspezifische Schmerzen am oberen Handgelenk
Leichte Symptome des Karpaltunnelsyndroms
Aber zum Beispiel auch bei Prellungen, Muskelverspannungen und -verhärtungen sowie unspezifischen Schmerzen können Tapes laut Expertenmeinung helfen. Wissenschaftliche Belege hierfür stehen jedoch noch aus.[28]
Obwohl die Effektivität also weiter erforscht werden muss, stellt das Tapen eine günstige Methode ohne nennenswerte Nebenwirkungen dar. Und wenn Du merken solltest, dass Du schmerzfrei lebst, seitdem Du Tapes verwendest, solltest Du auf Deinen Körper hören.
Fazit
Wenn Du Schmerzen im Handgelenk hast, solltest Du zunächst herausfinden, wo sie herkommen könnten. Danach kann oft schon eine Umstellung Deiner Gewohnheiten helfen, diese Schmerzen loszuwerden.
Falls die Beschwerden jedoch trotzdem nicht verschwinden oder noch andere Begleiterscheinungen bei Dir auftreten, solltest Du Deine Ärztin oder Deinen Arzt aufsuchen.
Hast Du einen Tipp für uns, wie Du Deine Handgelenkschmerzen losgeworden bist? Dann schreib ihn uns doch mal in die Kommentare!
Bildcredits: DragonImages/Depositphotos.com
BONUS: Kostenloses 7 Tage Anti-Schmerz Programm für einen gesunden Rücken & Nacken
[1] Ferguson, R., Riley, N.D., Wijendra, A. et al. Wrist pain: a systematic review of prevalence and risk factors– what is the role of occupation and activity?. BMC Musculoskelet Disord 20, 542 (2019).
[11] https://orthoinfo.aaos.org/en/diseases--conditions/arthritis-of-the-wrist/
[15] https://orthoinfo.aaos.org/en/diseases--conditions/distal-radius-fractures-broken-wrist/
[16] https://orthoinfo.aaos.org/en/diseases--conditions/scaphoid-fracture-of-the-wrist/