Wadenschmerzen: Ursachen und was Du bei Schmerzen in der Wade tun kannst

Wadenschmerzen
Prof. Alfred Rucker Schmerzspezialist

Von Prof. Dr. rer. medic. Alfred Rucker nach hohen wissenschaftlichen Standards geprüft.

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Wenn die Wade schmerzt, könnte die lange Wanderung oder Deine letzte Trainingseinheit dahinter stecken. Aber was, wenn die Ursache nicht so eindeutig ist? Was hilft dann schnell gegen Wadenschmerzen? Und woher weiß man, ob man mit den Beschwerden zum Arzt gehen soll?

Die Antworten auf diese und viele weitere Fragen erfährst Du in diesem Artikel.

Inhaltsverzeichnis

  1. Anatomie und Funktion der Wadenmuskeln

  2. 10 Ursachen und Symptome von Wadenschmerzen

  3. Bei welchen Symptomen solltest Du zum Arzt gehen?

  4. Diagnose: Tests zur Klärung von Schmerzen in der Wade

  5. Hausmittel und Übungen: Was Du bei Schmerzen in den Waden tun kannst

Anatomie und Funktion der Wadenmuskeln

Um zu verstehen, wo Deine Unterschenkelschmerzen herkommen können, sollten wir uns zunächst kurz die Anatomie Deiner Wade anschauen.

Deine Wade besteht maßgeblich aus dem sogenannten Musculus triceps surae. Dieser setzt sich aus dem Musculus gastrocnemius (auch bekannt als Zwillingswadenmuskel) und dem darunter liegenden Musculus soleus (auch bekannt als Schollenmuskel) zusammen.[1] Zum Fuß hin vereinen sich diese beiden Muskeln und setzen als Achillessehne an der Ferse an.[1] Zusammen beugen sie den Fuß und drehen die Fußsohle zur Innenseite.[1] 

Darstellung des Musculus triceps surae, bestehend aus dem Musculus gastrocnemius (rot) und dem Musculus soleus (grün)

10 Ursachen und Symptome von Wadenschmerzen

Es gibt viele verschiedene Gründe für Wadenschmerzen. Einige von ihnen sind absolut harmlos und verschwinden ganz von allein – andere sollten wiederum unbedingt professionell behandelt werden, um mögliche Komplikationen zu vermeiden. Im Folgenden wollen wir Dir einige der häufigsten Ursachen für Wadenschmerzen vorstellen.

Beachte: Die folgende Liste hat weder den Anspruch auf Vollständigkeit noch ersetzt sie eine ärztliche Abklärung. Bei unklaren Beschwerden solltest Du unbedingt einen Arzt aufsuchen.

1

Muskelzerrungen, Muskelfaserrisse und Muskelrisse

Muskelfaserrisse, -zerrungen und -risse entstehen durch eine Überdehnung des Muskels.[2] Der Grund ist in der Regel eine plötzliche Maximalbelastung des Muskels, beispielsweise ein abruptes Beschleunigen oder Abbremsen beim Tennis oder Fußball.[2,3,4]

Symptome von Muskelzerrungen, Muskelfaserrissen und Muskelrissen

Die Beschwerden sind abhängig vom Ausmaß der Muskelverletzung:

  • Die geringste Ausprägung ist die Muskelzerrung. Dabei werden die winzigen Funktionseinheiten der Muskelfasern, die sogenannten Myofibrillen, verletzt.[4] Das führt typischerweise zu rasch zunehmenden, krampfartigen Wadenmuskelschmerzen.[5] Eine spindelförmige Verdickung an der Stelle der Muskelzerrung ist ebenfalls möglich.[5]

  • Eine ausgeprägtere Form ist der sogenannte Muskelfaserriss, bei dem Muskelfasern reißen.[4] Dabei kommt es klassischerweise zu einem akut auftretendem Stechen oder Brennen in der Wade.[5] Schnelle Bewegungsabläufe sind in der Regel nicht mehr möglich, und es kann sich ein Bluterguss unter der Haut bilden.[5]

  • Die ausgeprägteste Form ist ein Muskelriss, bei dem der Muskel teilweise oder komplett reißt.[4,5] Dabei entstehen klassischerweise massive, akut auftretende Schmerzen in der Wade.[5] Ausgeprägte Funktionseinschränkungen sowie sichtbare Blutergüsse mit spürbarer Delle und angrenzender Schwellung am Ort der Verletzung sind ebenfalls typisch.[2,5]

2

Muskelkater in den Waden

Bei einem Muskelkater entstehen nach einer hohen beziehungsweise ungewohnten Belastung winzige Risse im Muskel.[2] Dein Körper versucht daraufhin diese Risse zu reparieren, wodurch kleine Muskelentzündungsherde in der Wade entstehen.[2]

Symptome von Muskelkater: Muskelverhärtungen, Druck- und Dehnungsschmerzen nach körperlicher Belastung

Bei einem Muskelkater können die Waden verhärtet, druck- und dehnungschmerzhaft sein.[5] Diese Beschwerden zeigen sich typischerweise acht bis 24 Stunden nach der Überbeanspruchung des Muskels.[5] Ein bis zwei Tage nach der Belastung sind die Beschwerden am ausgeprägtesten, und nach ungefähr einer Woche sollten sie wieder komplett verschwunden sein.[6]

3

Bei einem Wadenkrampf spannt sich Deine Wadenmuskulatur kurz und plötzlich an.[7] Meistens treten Muskelkrämpfe entweder während oder nach einer körperlichen Belastung oder ohne erkennbaren Grund (häufig nachts) auf.[7] 

Übrigens: Schätzungen zufolge hatten bis zu 60 Prozent der Erwachsenen schon einmal einen nächtlichen Beinkrampf.[8]

Risikofaktoren für Muskelkrämpfe sind unter anderem:[7]

  • Muskelverspannungen, beispielsweise durch Bewegungsmangel

  • Flüssigkeitsmangel 

  • Niedrige Elektrolytwerte, beispielsweise durch entwässernde Medikamente, einen hohen Alkoholkonsum oder einen Vitamin-D-Mangel

  • Verschiedene Erkrankungen, beispielsweise eine Unterfunktion der Schilddrüse

Symptome von Wadenkrämpfen: Plötzliche, schmerzhafte Muskelanspannung

Ein Krampf dauert durchschnittlich neun Minuten, kann aber noch einige Stunden danach schmerzhaft sein.[8] Da diese Wadenschmerzen häufig nachts auftreten, können sie auch Schlafstörungen verursachen.[8]

4

Muskelprellung

Muskelprellungen (auch bekannt als Muskelkontusionen oder Muskelquetschungen) entstehen durch stumpfe Gewalteinwirkungen auf den Muskel.[2,9] Im Alltag können sie beispielsweise durch einen Sturz oder einen Tritt gegen die Wade entstehen, sie treten aber auch häufig bei Kontaktsportarten wie Fußball oder Hockey auf.[2,9]

Symptome von Muskelprellungen: Starke Schmerzen und Bluterguss

Muskelprellungen sind häufig sehr schmerzhaft und können die Beweglichkeit deutlich einschränken.[2,9] Da bei einer Prellung Blutgefäße unter der Haut verletzt werden, kann sich außerdem ein tastbarer und sichtbarer Bluterguss bilden.[2,9] 

5

Achillessehnenruptur

Wie im Anatomie-Kapitel beschrieben, ist die Achillessehne die Verbindung zwischen der Wadenmuskulatur und der Ferse. Wenn diese Sehne teilweise oder komplett reißt, spricht man von einer Achillessehnenruptur.[5]

Wusstest Du? Die Achillessehnenruptur ist die häufigste Sehnenruptur in Deutschland.[5]

Die Achillessehnenruptur entsteht in der Regel durch eine abrupte, unkontrollierte Belastung der Sehne.[2,5] Das kann beispielsweise eine Sprint- oder Sprungbelastung oder ein plötzliches Abbremsen sein, beispielsweise beim Squash.[2,5] Der Achillessehne kann aber auch durch eine direkte Verletzung reißen.[5]  Häufig ist die Achillessehne vor der Ruptur bereits vorbelastet, beispielsweise durch wiederkehrende Sehnenentzündungen im Rahmen einer Haglundferse oder durch eine Schleimbeutelentzündung an der Ferse.[2,5]

Symptome einer Achillessehnenruptur: Stechende Schmerzen, Bewegungseinschränkung und Wadenschmerzen beim Gehen (einseitig)

Wenn die Sehne reißt, kommt es klassischerweise zu einem lauten Knall, der sich so ähnlich anhören kann wie ein Peitschenschlag.[2,5] Daraufhin entstehen in der Regel stechende Schmerzen in der unteren Wade, die oft beschrieben werden, als hätte man einen Tritt gegen die Sehne bekommen.[2] Die Verletzung ist häufig als Delle oberhalb der Ferse spürbar.[2,5] Gehen und Stehen ist oft unter Schmerzen weiterhin möglich, Betroffene können wegen der durchtrennten Achillessehne jedoch nicht mehr auf den Zehenspitzen stehen.[2,5]

6

Tiefe Beinvenenthrombose (TVT)

Bei einer tiefen Venenthrombose entsteht ein Blutgerinnsel in einer tiefen Vene.[10] Thrombosen können prinzipiell in jeder tiefen Vene auftreten, kommen aber besonders häufig in den Beinen vor.[10] Es gibt einige Risikofaktoren, die eine tiefe Beinvenenthrombose wahrscheinlicher machen:[5,10]

  • Operationen 

  • Längere Ruhigstellung des Beins, beispielsweise bei einem Gips oder Bettruhe, aber auch bei längeren Autofahrten oder Flügen

  • Blutgerinnungsstörungen

  • Vorherige Thrombosen 

  • Genetische Veranlagung

  • Fettleibigkeit

  • Schwangerschaft 

  • Rauchen

  • Einnahme von oralen Verhütungsmitteln, auch bekannt als “Anti-Baby-Pille”

  • Alter über 60 Jahren

Symptome einer tiefen Beinvenenthrombose: Einseitige Wadenschmerzen, Hautverfärbungen, Schwellungen und Überwärmung

Eine Thrombose kann sich sehr unterschiedlich präsentieren und sogar vollkommen beschwerdefrei sein.[5,10] Ein klassisches Thrombosezeichen ist ein einseitiges Schwere- oder Spannungsgefühl sowie ziehende Schmerzen hinten in der Wade.[5,10] Diese Beschwerden können sich anfühlen wie ein Muskelkater und werden klassischerweise geringer, wenn Betroffene das Bein anheben.[5,10] Die Wade kann außerdem geschwollen, überwärmt und druckempfindlich im Verlauf der tiefen Venen sein und ist teilweise rötlich oder bläulich verfärbt.[5,10] Fieber ist ebenfalls möglich.[5,10]

Symptome einer Lungenembolie: Kurzatmigkeit, schnelle Atmung, Thoraxschmerzen, Herzrasen und Husten

Da sich das Blutgerinnsel aus der Vene lösen und in die Lungenarterien abgeschwemmt werden kann, besteht bei jeder Beinvenenthrombose das Risiko einer Lungenembolie.[5,10] Mögliche (leider sehr unspezifische) Anzeichen einer Lungenembolie sind eine schnelle Atmung, Kurzatmigkeit, Thoraxschmerzen, Herzrasen und (teils blutiger) Husten.[5,10]

Beachte: Da eine Lungenembolie tödlich enden kann, solltest Du beim Verdacht auf eine Beinvenenthrombose und/oder eine Lungenembolie unverzüglich einen Arzt aufsuchen!

7

Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)

Die PAVK ist eine Durchblutungsstörung, bei der Arterien verengt sind.[10] In mehr als 90 Prozent der Fälle sind die Arterien der unteren Extremitäten betroffen und in über 95 Prozent der Fälle ist eine Atherosklerose (auch bekannt als Arterienverkalkung) die Ursache für die PAVK.[10] Die hauptsächlichen Risikofaktoren für eine Atherosklerose sind Rauchen, Diabetes mellitus und ein erhöhter Blutdruck.[10] 

Symptome einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK): Wadenschmerzen beim Gehen (einseitig oder beidseitig), kalte und blasse Haut

Betroffene können im Ruhezustand vollkommen beschwerdefrei sein, haben aber (abhängig von der verengten Stelle) häufig Gesäß-, Oberschenkel- und/oder Wadenschmerzen beim Gehen, wodurch sie nach einer gewissen Strecke stehenbleiben müssen.[10] Bei einer ausgeprägteren PAVK kann es auch zu schmerzenden Beinen im Ruhezustand kommen, die besonders nachts und beim Anheben des Beins stärker werden.[10] Durch die verminderte Durchblutung kann die Haut außerdem blass und kalt werden und die Wundheilung kann beeinträchtigt sein.[10]

8

Krampfadern (Varizen)

Krampfadern sind erweiterte oberflächliche Venen, die entstehen, wenn sich Blut in den Venen staut.[10] Die häufigsten Ursachen sind schwache Venenwände und -klappen und Bewegungsmangel.[10,11] Risikofaktoren sind unter anderem ein erhöhtes Alter, eine Schwangerschaft, eine genetische Veranlagung und überwiegend stehende Tätigkeiten.[2,10,11]

Symptome von Krampfadern: Vergrößerte oberflächliche Venen, müde und schwere Beine

Für einige Leute sind die teils deutlich auf der Haut sichtbaren, vergrößerten Krampfadern primär ein kosmetisches Problem.[2,10] Ansonsten zeigen sich Beschwerden meistens am Ende des Tages, nach längerem Stehen oder Sitzen und bei warmem Wetter.[10,11]

Klassische Beschwerden sind angespannte, müde und schwere Beine, die besser werden, wenn man sich hinlegt oder bewegt.[2,10,11] Schwellungen an den Knöcheln sind ebenfalls möglich, und eventuell kann es zu Juck- und Druckgefühlen an den Krampfadern kommen.[10,11] Teilweise verursachen Krampfadern außerdem nächtliche Fuß- und Wadenkrämpfe.[10,11]

9

Kompartmentsyndrom

Bei einem Kompartmentsyndrom kommt es zu einem Druckanstieg in einer von einer Faszie umgebenden Muskelloge, auch bekannt als Kompartiment.[2,5] Dadurch wird die Durchblutung beeinträchtigt, was zu irreparablen Schäden an den Muskeln und Nerven führen kann.[2,5]

Am häufigsten entstehen Kompartmentsyndrome nach (Sport-)Verletzungen (meistens Knochenbrüchen), die zu Einblutungen und Schwellungen des umliegenden Gewebes führen können.[2,5] In selteneren Fällen kann ein Kompartmentsyndrom auch nach Operationen, durch schnürende Verbände und Gipse oder durch Muskelüberlastungen (zum Beispiel bei Langstreckenläufern und Militärmärschen) entstehen.[2,5]

Symptome eines Kompartmentsyndroms: Zunehmende brennende und bohrende Wadenschmerzen, geschwollene Waden

Im frühen Stadium entstehen klassischerweise zunehmende, häufig brennende und bohrende Schmerzen im Unterschenkel.[2,5] Der Unterschenkel schwillt im Verlauf an, und es können neurologische Beschwerden wie Bewegungseinschränkungen und Empfindungsstörungen entstehen.[2,5]

Beachte: Ein Kompartmentsyndrom ist ein medizinischer Notfall, der dringend behandelt werden muss, um irreparable Komplikationen zu vermeiden.[2]

10

Bei einem Bandscheibenvorfall reißt der äußere Faserring der Bandscheibe, wodurch Bandscheibengewebe heraustritt und auf einen Nerv oder das Rückenmark drücken kann.[12] Bandscheibenvorfälle entstehen häufig durch chronische Strukturveränderung der Bandscheiben und mechanische Stressfaktoren, beispielsweise das Heben eines schweren Gegenstands.[5,12] Am häufigsten treten Bandscheibenvorfälle in der Lendenwirbelsäule (LWS) auf.[5]

Symptome eines Bandscheibenvorfalls: Hexenschuss, Beinschmerzen und neurologische Beschwerden

Ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule zeigt sich häufig als plötzlich eintretender Hexenschuss, auch bekannt als Lumbalgie.[5,12] Im Verlauf können die Schmerzen auch bis in die unteren Extremitäten ausstrahlen (auch bekannt als Lumboischialgie) und so neben Oberschenkel- und Fuß- auch Wadenschmerzen verursachen.[5,12] Dabei können bereits kleinste Bewegungen sowie Husten und Niesen die Schmerzen verstärken.[5,12] Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühle und Bewegungseinschränkungen sind ebenfalls möglich.[12]

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Bei welchen Symptomen solltest Du zum Arzt gehen?

Wahrscheinlich hat nahezu jeder Mensch irgendwann mal Wadenschmerzen, und in den meisten Fällen steckt auch keine ernsthafte Erkrankung dahinter. Es gibt aber dennoch einige Fälle, in denen Du Deine Beschwerden ärztlich abklären lassen solltest, um mögliche Komplikationen zu vermeiden. Einige dieser Beschwerden haben wir Dir hier zusammengestellt:[13,14,15]

Beachte: Die folgende Liste hat weder den Anspruch auf Vollständigkeit noch ersetzt sie eine ärztliche Abklärung. Bei unklaren Beschwerden solltest Du unbedingt einen Arzt aufsuchen.

  • Massive oder plötzlich einsetzende Wadenschmerzen 

  • Hautverfärbungen, wie blasse, rötliche oder bläuliche Haut

  • Deutliche Bewegungseinschränkungen 

  • Schwellungen in den Unterschenkeln

  • Wadenschmerzen im Ruhezustand 

  • Ungewöhnliche Hauttemperatur, also auffallend kalte oder heiße Waden

  • Deutliche Beschwerden nach einer Verletzung, wie einem Sturz oder einem Tritt gegen die Wade

  • Neurologische Beschwerden, wie Empfindungsstörungen und Lähmungen

  • Zusätzliche Beschwerden, wie Fieber oder Atemnot 

Diagnose: Tests zur Klärung von Schmerzen in der Wade

Für die Diagnose fragt Dich Dein Arzt in der Regel zunächst nach Deiner Krankengeschichte, also beispielsweise, ob Du gestürzt bist, wie Du Deine Beschwerden beschreiben würdest und seit wann Du darunter leidest. Danach schaut sich Dein Arzt Dein Bein an, um beispielsweise auffällige Hautverfärbungen oder Blutergüsse festzustellen.[2] Dabei kann er Deine Wade ebenfalls abtasten, um beispielsweise Dellen oder Schwellungen festzustellen.[2]

Bei einigen Wadenschmerzen können klinische Tests hilfreich sein, beispielsweise um mögliche Bewegungseinschränkungen Deines Unterschenkels festzustellen.[2,5] Manchmal ist zusätzlich eine radiologische Abklärung mit Ultraschall-, Röntgen-, CT- oder MRT-Untersuchungen notwendig.[2,5] In einzelnen Fällen werden außerdem Laboruntersuchungen wie Bluttests gemacht, um die Ursache oder das Ausmaß der Erkrankung zu ermitteln.[2]

Hausmittel und Übungen: Was Du bei Schmerzen in den Waden tun kannst

Bei Wadenschmerzen richtet sich die Behandlung immer nach der entsprechenden Ursache – ein Allheilmittel gegen Wadenschmerzen gibt es nicht. So verschwindet beispielsweise ein Wadenmuskelkater meistens bereits nach wenigen Tagen von ganz allein. Wiederum sollte bei einer tiefen Beinvenenthrombose oder einem Kompartmentsyndrom schnellstmöglich gehandelt werden, um gefährliche Komplikationen zu vermeiden.

Beachte: In den allermeisten Fällen sind Wadenschmerzen zwar unangenehm, aber harmlos. Dennoch solltest Du bei auffälligen Beschwerden unbedingt einen Arzt aufsuchen, damit eine mögliche Behandlung mit Salben, Medikamenten, Operationen oder Ähnlichem rechtzeitig eingeleitet werden kann.

Im Folgenden haben wir Dir einige Methoden zusammengestellt, die Du auch ohne ärztliche Hilfe verwenden kannst, wenn die Wade schmerzt.

1

Erste Hilfe bei Verletzungen: PEACE und LOVE

Bei Wadenschmerzen, die direkt nach einer Verletzung auftreten, solltest Du Frieden und Liebe verwenden – oder besser gesagt PEACE und LOVE.[16] Dabei handelt es sich um zwei englische Akronyme, die die empfohlenen Maßnahmen direkt nach der Verletzung (PEACE) und nach einigen Tagen (LOVE) zusammenfassen.[16]

Direkte nach der Verletzung solltest Du Dich an PEACE halten:[16]

  1. (P)rotect (Schonung): Du solltest Deiner verletzen Wade für ein bis drei Tage Ruhe gönnen und die Wade nicht zu viel bewegen, damit die Verletzung heilen kann.

  2. (E)levate (Hochlagern): Hebe die Wade über die Höhe Deines Herzens an, um die Schwellung in Deinem Unterschenkel zu verringern.

  3. (A)void anti-inflammatory modalities (Vermeide entzündungshemmende Modalitäten): Da Entzündungen wichtig für die Wundheilung sind, solltest Du nach einer Verletzung auf entzündungshemmende Medikamente verzichten.

  4. (C)ompression (Kompression): Lege direkt nach der Verletzung eine Bandage, eine Strumpfhose oder ähnliches mit mäßiger Spannung an der verletzten Stelle an, um die Schwellungen zu reduzieren und eventuelle Blutungen zu stoppen.

  5. (E)ducate (Aufklärung): Betroffene sollten darüber aufgeklärt werden, dass Bewegung nach einer Verletzung tendenziell hilfreicher ist als passive Maßnahmen wie Massagen oder Akupunktur.

Nach einigen Tagen voller PEACE solltest Du LOVE anwenden:[16]

  1. (L)oad (Belastung): Eine schmerzfreie Belastung der Wade kann die Wundheilung unterstützen. Deswegen solltest Du Deine Wade wieder belasten, sobald Deine Beschwerden dies zulassen.

  2. (O)ptimism (Optimismus): Psychologische Faktoren wie Katastrophisieren und Angst können die Beschwerden nach einer Verletzung verstärken und den Heilungsprozess behindern. Deswegen solltest Du unbedingt optimistisch, aber auch realistisch in die Zukunft blicken. 

  3. (V)ascularisation (Vaskularisierung): Sobald Deine Beschwerden es zulassen, solltest Du Aktivitäten in Deinen Tag einbauen, die Dein Herz-Kreislauf-System anregen. Dazu gehören beispielsweise Fahrradfahren oder Spaziergänge. Solche Aktivitäten fördern die Durchblutung in der verletzten Wade und können Deine Motivation steigern.

  4. (E)xercise (Übungen): Wadenübungen, die Du ohne Schmerzen machen kannst, können die Beweglichkeit und Kraft der Wade verbessern und zusätzlich vor wiederkehrenden Verletzungen schützen.

2

Wärme und Kälte bei Wadenschmerzen

Sowohl Wärme als auch Kälte können bei Wadenschmerzen helfen. Als Faustregel ist Kälte hilfreicher bei Wadenschmerzen, die durch eine Verletzung entstanden sind, Wärme ist wiederum hilfreicher, wenn keine Verletzung stattgefunden hat und die Stelle nicht geschwollen ist.[15]

Bei Durchblutungsstörungen solltest Du im Allgemeinen auf Behandlungen mit Wärme und Kälte verzichten.[15]

Für eine Wärmebehandlung kannst Du beispielsweise eine Wärmepackung oder ein warmes Handtuch verwenden.[2] Für eine Kältetherapie eigenen sich beispielsweise Eispackungen oder in kaltem Wasser getränkte Handtücher.[2]

Beachte: Wärme und Kälte können zwar die Beschwerden lindern, die Ursachen lassen sich so aber nicht behandeln.

3

2 Dehnübungen bei Wadenverspannungen

Bei verspannten oder verkrampften Waden können Dir möglicherweise Dehnübungen helfen, um Deine Schmerzen zu lindern. Deswegen zeigen wir Dir hier zwei Dehnübungen, die Du nahezu überall machen kannst.

Vor diesen Dehnübungen solltest Du Dich unbedingt kurz etwas bewegen, also beispielsweise ein paar Minuten umherlaufen. Außerdem solltest Du die Übungen stets langsam und kontrolliert machen und nur so weit gehen, dass die Dehnung spürbar, aber nicht schmerzhaft ist.

Weitere Übungen und Tipps rund um das Thema Gesundheit findest Du auf unserem YouTube-Kanal.

1

Wadendehnung im Stehen

  1. Mache mit einem Bein einen Schritt nach vorne. Dein vorderes Bein ist nun leicht gebeugt, Dein hinteres Bein ist gestreckt. Deine Fußspitzen zeigen nach vorne. Du kannst Deine Hände entweder in die Hüften stemmen oder Dich an einer Wand abstützen.

  2. Drücke die Ferse Deines hinteren Fußes nach unten, bis Du eine leichte Dehnung in der Wade spürst. 

  3. Bleibe in dieser Position für 15 bis 30 Sekunden.

2

Wadendehnung auf Stufe 

Für diese Übung benötigst Du etwas, auf das Du Deinen Vorfuß stellen kannst, beispielsweise ein Buch oder einen Yogablock.

  1. Stell Dich mit Deinem Vorfuß auf den gewählten Gegenstand. Dein Bein ist durchgestreckt.

  2. Verlagere Dein Gewicht nun langsam auf dieses Bein, bis Du eine leichte Dehnung in Deiner Wade spürst.

  3. Halte diese Position für 15 bis 30 Sekunden.

Fazit

Schmerzende Waden sind meistens kein Grund zur Besorgnis, und häufig verschwinden die Beschwerden ganz von allein. Dennoch ist es wichtig, auffällige Symptome zu erkennen und im Zweifelsfall einen Arzt aufzusuchen. Wir hoffen, dass Dir der Artikel gefallen hat und wünschen Dir und Deiner Wade eine gute Besserung. :-)

Wie konntest Du Deine Wadenschmerzen in den Griff kriegen? Schreib uns doch mal in den Kommentaren!

Bildcredits: olegbreslavtsev/Depositphotos.com

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[1] Paulsen F, Waschke J. Sobotta Atlas der Anatomie des Menschen. 23th ed. München: Elsevier; 2010.

[2] Niethard FU, Pfeil J, Biberthaler P. Orthopädie und Unfallchirurgie. 9th ed. Stuttgart: Thieme. 2022.

[3] Fields KB, Rigby MD. Muscular Calf Injuries in Runners. Curr Sports Med Rep. 2016 Sep-Oct;15(5):320-4. doi: 10.1249/JSR.0000000000000292. PMID: 27618240.

[4] Muskelzerrung [Internet]. Bonn: Gesund.bund.de. 2021 Jun 02 [Letzter Abruf: 2023 May 26]. URL: https://gesund.bund.de/muskelzerrung. 

[5] Breusch S, Clarius M, Mau H, Sabo D. Klinikleitfaden Orthopädie Unfallchirurgie. 9th ed. Amsterdam: Elsevier. 2019.

[6] Tiidus PM. Skeletal Muscle Damage and Repair. 1st ed. Champaign: Human Kinetics Publisher; 2008.

[7] Levin MC. Muskelkrämpfe [Internet]. Rahway: MSDManuals. 2021 Aug [Letzter Abruf: 2023 May 26]. URL: https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/st%C3%B6rungen-der-hirn-,-r%C3%BCckenmarks-und-nervenfunktion/symptome-von-st%C3%B6rungen-bzw-erkrankungen-des-gehirns-des-r%C3%BCckenmarks-und-der-nerven/muskelkr%C3%A4mpfe.

[8] Allen RE, Kirby KA. Nocturnal leg cramps. Am Fam Physician. 2012 Aug 15;86(4):350-5. PMID: 22963024.

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[10] Herold G. Innere Medizin 2023. Köln: Dr. Gerd Herold; 2022.

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[12] Mattle H, Fischer U. Kurzlehrbuch Neurologie. 5th ed. Stuttgart: Thieme; 2021.

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[16] Dubois B, Esculier JF. Soft-tissue injuries simply need PEACE and LOVE. Br J Sports Med. 2020 Jan;54(2):72-73. doi: 10.1136/bjsports-2019-101253. Epub 2019 Aug 3. PMID: 31377722.

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